Stellenabbau

Filialschließungen bei Galeria: "Da sind sehr viele Tränen geflossen"

Menschen vor einer Filiale des Galeria-Konzerns
Menschen vor einer Filiale des Galeria-Konzerns APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Die Schließung von mehr als 50 Filialen der Warenhauskette Galeria habe bei den Mitarbeitenden starke Emotionen ausgelöst, sagt eine Betriebsrätin.

Die angekündigte Schließung von mehr als 50 Warenhäusern des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof, der der milliardenschweren Signa-Holding des Tiroler Investors Rene Benko gehört, hat bei den Beschäftigten heftige Emotionen ausgelöst. "Da sind gestern sehr, sehr viele Tränen geflossen", berichtete Anja Sabrowski, Mitglied des Betriebsrats am Standort in Gelsenkirchen am Dienstag im WDR.

Als man in einer Telefonkonferenz von den Plänen erfahren habe, sei das "wie ein Schlag in die Magengrube" gewesen. Es handle sich um einen Einschnitt ins Leben, sagte Sabrowski. Viele Kollegen und Kolleginnen hätten eine sehr lange Betriebszugehörigkeit. "Wir sind familiär fast ein wenig verbunden, würde ich mal sagen." Nun werde man das Warenhaus in Gelsenkirchen nach und nach abwickeln. "Wie es genau aussieht, weiß ich nicht", sagte Sabrowski. "Ist auch meine erste Schließung."

Bis zu 5000 Jobs betroffen

Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats vom Montag 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Demnach werden im Zuge des Insolvenzverfahrens "weit über 5.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren". Die Filiale in Gelsenkirchen soll mit 30. Juni 2023 schließen.

Das Unternehmen selbst sprach von mehr als 4.000 Betroffenen. Sie
sollen das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu
wechseln, um sich für eine neue Stelle weiter zu qualifizieren.

Die betroffenen Filialen würden in zwei Wellen zum 30. Juni 2023 und zum 31. Jänner 2024 geschlossen. Die verbleibenden Filialen sollen sich künftig "in den Segmenten Bekleidung, Beauty und Home eindeutiger positionieren", kündigte Galeria an. "Um die lokalen Strukturen zu stärken, geben wir den Filialen mehr Eigenständigkeit", versprach Galeria-Chef Miguel Müllenbach. Das Warenhaus habe in Deutschland eine Zukunft.

Für den Verlust des Arbeitsplatzes erhielten die betroffenen
Mitarbeiter eine Abfindung in Höhe des zweifachen
Monats-Brutto-Entgelts, erklärte der Gesamtbetriebsrat. "Die
Bevölkerung muss sich im Klaren sein, dass es nur eine attraktive
Innenstadt geben wird, wenn die regionalen Einzelhändler genutzt
werden", appellierte das Gremium an die Verbraucher. Über die
Fortführung von Galeria wird nun in einer Gläubigerversammlung am
27. März entschieden.

Die Warenhauskette schlittert seit Jahren von einer Krise in die
nächste, die Beschäftigten mussten immer wieder um ihre Stellen
zittern. Zuletzt hatten die behördlichen Auflagen in der
Corona-Krise das Geschäft belastet, der Konzern griff nach
Staatshilfen, dann litten die Filialen an der Zurückhaltung der
Verbraucher nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Zudem
machten hausgemachte Probleme dem Konzern zu schaffen, der der
milliardenschweren Signa-Holding des österreichischen Investors Rene
Benko gehört, der Karstadt und Kaufhof zusammengeführt hatte. Vor
mehr als zwei Jahren hatte Galeria Karstadt Kaufhof bereits im
damaligen Insolvenzverfahren gut 40 von damals 172 Filialen
geschlossen, wobei rund 5.000 Mitarbeiter ihre Stellen verloren. Im
Februar war das aktuelle Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht
Essen eröffnet worden.

(APA)

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