Das Wiener Liechtenstein-Museum zeigt noch bis 31. März die Bronzeabgüsse aus der Sammlung der Fürsten von Liechtenstein unter dem Titel „Gegossen für die Ewigkeit“.
Er möge gar nicht erst versuchen, griechische oder römische Originalskulpturen zu erwerben. Bronzeabgüsse seien leichter zu transportieren und nicht zerbrechlich. Das riet Fürst Karl I. von Liechtenstein seinem Sohn. Er selbst hatte 1607 eine lebensgroße Bronze „Christus im Elend“ beim niederländischen Meister Adrian de Vries in Auftrag gegeben – und so den Beginn der Bronzesammlung des Fürstenhauses gelegt. Sein Sohn folgte dem Rat, ließ Kopien nach antiken Kaiserbüsten und Marmorskulpturen anfertigen. Jetzt sind – bei freiem Eintritt! – 200 ausgewählte Bronzestatuen im Wiener Palais Liechtenstein zu sehen, darunter 15 hochkarätige Leihgaben. Es ist die letzte Ausstellung von Direktor Johann Kräftner, für die er das ganze Erdgeschoß inklusive der Bibliothek nutzt.
Oft begegnen wir hier Werken von de Vries, auf dessen besonders fein ausgearbeitete Modellierungen Kräftner hinweist: Der Bart in „Christus an der Geißelsäule“ erinnere an eine Landschaft, so präzise seien die Details. De Vries brach mit der antiken Glätte, von der frühere Bronzen geprägt sind. Vor allem aber erzeugt die Patina, wie die dünne Verwitterungsschicht der Oberfläche genannt wird, eine große Palette unterschiedlicher Farbtöne. Die Christus-Figur trage noch die Original-Patina, erklärt Kräftner, andere Bronzen seien später mit einer schwarzen Schutzschicht überzogen oder im Gegenteil allzu sehr geputzt und poliert worden. Einige weisen eine „Handpatina“ auf wie die „Knieende Badende“ von Giovanni Francesco Susini: Es ist eine Kopie von Giambologna, eine Bewegungsstudie mit einer gedrehten Körperachse, die von allen Seiten andere Ansichten bietet. Die Farbtöne zeugen auch davon, wo und wie oft die Bronze in die Hand genommen wurde – es seien die „Spielzeuge der Fürsten“ gewesen, erzählt Kräftner. Auffällig etwa die bräunliche Patina von Antonio Susinis „Nessus raubt Dejaneira“, gegossen nach einem Modell von Giambologna, entstanden um 1600, erworben 2003. Wie rötlich dagegen die Farbe der anderen, motivisch gleichen Bronze direkt daneben!