Wien

„Alles gurgelt“-Labor: Kündigungen, Abverkauf, dann das Aus?

Wegen des Testendes am 30. Juni baut das Lifebrain-Labor sukzessive ab. Von 1200 Mitarbeitern sind 80 übrig. Geschäftsführer Michael Havel spricht von einer möglichen Schließung im zweiten Halbjahr.

Der Kreis schließt sich. Dort, wo 2020 alles begonnen hat, im Pavillon 17 auf der Baumgartner Höhe, wird es vermutlich auch enden. Am Dienstag, dem 14. März, haben weitere 122 Mitarbeiter des Corona-Testlabors Lifebrain ihre Jobs verloren. Ein weiterer Schritt in Richtung Aus für Lifebrain.

Grund dafür sind die bereits eingetretene Abschaffung der Testpflicht in Spitälern und Pflegeheimen und das nun bevorstehende Ende der Corona-Teststrategie des Bundes mit 30. Juni. Daher passt auch das Wiener „Alles gurgelt“-Labor den Standort und Personalstand weiter an die Post-Corona-Anforderungen an.

Bereits im Februar mussten 306 Mitarbeiter den Betrieb verlassen. Vor einem Jahr waren es noch 1200. Zu Spitzenzeiten erhielt das Labor rund 450.000 Tests pro Tag, mittlerweile sind es nur mehr 15.000 – weniger als ein Zehntel als im Vergleichszeitraum 2022.

„Heilfroh, dass Pandemie vorbei ist“

Doch man war vorbereitet: Bereits im April 2022 wurde mit Betriebsrat und Gewerkschaft ein Sozialplan ausverhandelt, der nun für beide Seiten einen verlässlichen Rahmen liefert. So erhalten alle gekündigten Personen Leistungen aus dem Sozialplan.

Der Abbau war für Michael Havel, Geschäftsführer und Begründer des Lifebrain-Labors, „von Beginn an vorhersehbar“, wie er im Gespräch mit der „Presse“ berichtet. Trotz Rückbaus sei er „natürlich heilfroh, dass diese Pandemie und die Einschränkungen vorbei sind“. Man bleibe fürs Erste bis zum 30. Juni im Pavillon 17, solange der Vollbetrieb gewährleistet ist. Denn es sei wichtig, „dass jeder, der sich testet, binnen 24 Stunden sein Ergebnis hat“.

Und wie geht es für Lifebrain nach dem 30. Juni weiter? „Wir werden sehen, wie sich das Testvolumen über den Sommer entwickelt. Wenn überhaupt kein Bedarf mehr besteht, würden wir das Labor im Laufe der zweiten Jahreshälfte schließen“, sagt der Lifebrain-Geschäftsführer.

Ein Pavillon bleibt vorerst

Aktuell werden Recruiting-Angebote für die Exmitarbeiter organisiert – so auch von den Wiener Linien, die ohnehin mit Personalknappheit zu kämpfen haben.

„Wir haben einige aussichtsreiche Bewerbungen von ehemaligen Lifebrain-MitarbeiterInnen erhalten, die Gespräche laufen bereits“, heißt es von den Wiener Linien auf Anfrage der „Presse“. Neben ihnen vermitteln auch die ÖBB, die Gastro-Gruppe TQSR, Rewe-Recruiting und Würth Jobangebote an das Lifebrain-Team.

Währenddessen werden mit dem mittlerweile auf 80 Mitarbeiter geschrumpften Personalstand drei der ursprünglich fünf Pavillons betrieben. Zwei wurden bereits Anfang März geräumt und an die Klinik Penzing zurückgegeben. Von den drei übrig gebliebenen werden zwei weitere im April ihre Funktion als Testlabor einstellen und ebenso an die Klinik Penzing retourniert werden.

Konkrete Pläne, was mit den nun leer stehenden Pavillons geschehen wird, sind derzeit nicht bekannt. Pavillon 17, der im Dezember 2020 Startpunkt von Lifebrain war, bleibt vorerst bestehen.

Großes Interesse an Lifebrain-Inventar

Bis dahin wird ein Großteil des Inventars gespendet und verkauft bzw. versteigert. Medizinisches Equipment wird derzeit auf der Onlineplattform aurena.at versteigert. Von Labormöbeln, Computern bis hin zu den Messgeräten. Neue Besitzer sind Forschungsinstitutionen, Spitäler und Labore. Zusätzlich werden auch einzelne Geräte für karitative Organisationen und Forschungseinrichtungen gespendet.

„Da das modernste Hightech-Laborgeräte wie PCR-Analysegeräte und Labor-Roboter sind, gibt es eine ordentliche Nachfrage. Die Versteigerung bringt sehr zufriedenstellende Ergebnisse“, heißt es aus dem Lifebrain-Labor zur „Presse“.

Das „Alles gurgelt“-Angebot bleibt jedenfalls unverändert bestehen. Zumindest bis auf Weiteres. Nach wie vor können daher bis zu fünf kostenlose PCR-Tests pro Monat bei allen Wiener Bipa-Filialen abgeholt und bei den Abgabestationen – Billa, Bipa, Penny, Tankstellen, Bahnhöfen – abgegeben werden. Und auch die Testergebnisse werden weiterhin innerhalb von 24 Stunden nach Abgabe mitgeteilt.

Trotz baldigen Wegfalls der Testpflicht sagt Havel: „Die Pandemie schreitet dem Ende zu, das Virus ist immer noch präsent und wird uns erhalten bleiben. Die Positivitätsrate ist mit 20 Prozent nach wie vor sehr hoch. Es sollte also auch weiterhin Covid-19 keinesfalls bagatellisiert werden.“

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