Literweise Wein und Bier, jeden Tag: Von der Antike bis zur Neuzeit berichten die Quellen von erschreckend hohem Alkoholkonsum. Aber wie stark war das Gesöff?
Im Hause Goethe aß man spät zu Mittag. Vor jedem Gedeck stand eine Flasche Wein. Der Hausherr, seines Zeichens Dichterfürst, speiste am Abend nichts mehr, griff aber meist nochmals zum Glas. Aus seinem Ausgabenbuch lässt sich errechnen: Er trank zwei Liter pro Tag. Ein Fünftel seines Einkommens ging für Wein drauf. Wenn seine Frau Christiane erkrankte, kurierte sie sich mit Portwein aus, und der Hausarzt empfahl Champagner als Medizin. Als ihr Sohn sechs Jahre alt war, schickte der Vater den beiden aus Jena Brezeln, die, „mit einem Gläschen roten Wein genossen, Dir und dem Kleinen wohl schmecken und bekommen werden.“ Kein Wunder, sagen wir heute, dass Sohn August zum Trinker wurde. Aber der tüchtige Alkoholkonsum am Frauenplan in Weimar erregte zu dieser Zeit keineswegs ein besonderes Aufsehen.