Mein Donnerstag

Der Plastiksackerlschatz

Plastiktuete
PlastiktueteAPA/dpa-Zentralbild/UNBEKANNT
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Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich vermisse Plastiksackerln.

Seit dem Verbot der – wie es korrekt heißt – Einwegkunststofftragetaschen vor drei Jahren stoße ich immer wieder auf Probleme: Worin werden beim Verreisen die dreckigen Laufschuhe nun eingewickelt, wenn die Erdkrümel nicht im ganzen Koffer verteilt werden sollen? Wo wird nach dem Schwimmausflug das nasse Badegewand verstaut? Wie hält man das Mittagessen davon ab, sich aus der Tupperdose – von der man immer erst im Nachhinein weiß, ob sie dicht ist – in die gesamte Handtasche zu verteilen?

Klar, das sind gute Beispiele für diese berühmt-berüchtigten „First-World-Problems“, die in keiner Relation zu den mehreren Millionen Tonnen Plastik stehen, die jährlich in die Meere gelangen. Das Verbot war schon in Ordnung, auch wenn die Kritik berechtigt ist, dass Alternativen nicht unbedingt besser sind: So muss man den Stoffbeutel, der paradoxerweise wie kaum ein anderes Utensil für einen umweltbewussten Lifestyle steht, bis zu 100-mal verwenden, damit sich seine enorm ressourcenintensive Herstellung auszahlt. Ein Papiersackerl schneidet da schon viel besser ab, trotzdem muss auch das mindestens dreimal verwendet werden, damit es eine bessere Ökobilanz als die Plastikvariante hat.

Wiederverwenden war sowieso nie ein Problem, Sackerln wanderten bei mir nie in den Müll, sondern immer in die dafür vorgesehene Lade, die bis 2020 stets drohte überzugehen. Erst danach habe ich den darin lagernden Schatz so richtig schätzen gelernt: Trotz allgemeinen Plastiksackerlmangels konnte mir Nässe und Schmutz nichts anhaben, ein Helfer war stets griffbereit. Bis ich vor Kurzem das letzte Exemplar meiner von Übelkeit geplagten Freundin für den Heimweg überließ. Der Abschied war zugegeben nicht ganz einfach.

Vielleicht hatte das Verbot aber genau diesen Sinn: Um zu realisieren, was dieser scheinbare Wegwerf- eigentlich für ein Luxusgegenstand war. Aber darin sind wir ohnehin richtig gut: Etwas erst dann richtig schätzen zu lernen, wenn es nicht mehr ist.

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