Weltschlaftag

Schläft man dieser Tage schlechter?

Schlafprobleme ziehen sich bis in den Tag
Schlafprobleme ziehen sich bis in den Tag(c) IMAGO/Westend61 (IMAGO/Vira Simon)
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Rund um den „World Sleep Day“ machen allerhand Studien zur vermeintlich einfachsten Sache der Welt die Runde.

Jeder noch so irrelevanten Sache ist mittlerweile ein Welttag gewidmet. Tag der Hängematte ist am 22. Juli, am 21. Januar ist internationaler Jogginghosen Tag. Themenverwandt ist auch der Welttag des Schlafes, der am 17. März bestritten wird, immer an jenem Freitag vor der Tagundnachtgleiche in diesem Monat. Zu feiern haben allerdings die wenigsten etwas am „World Sleep Day“, zumindest wenn man aktuellen Studien zum Betreff glaubt. „Fast jeder leidet unter Schlafproblemen“ liest es sich in einer Tageszeitung, „Jeder Dritte schläft schlechter als noch vor drei Jahren“ lautet der Titel einer Presseaussendung. 

Dabei stützt man sich auf Umfrageergebnisse, aber auch von Smartwatches gesammelte (Gesundheits-)Daten. Forschende des US-amerikanischen Brigham and Women’s Hospital haben letztere für ihre Studie verwendet, dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass nahezu niemand ausreichend Schlaf bekommt. 2,9 Millionen Nächte wurden im Rahmen der Apple Heart & Movement Study analysiert. Demnach würden nur 31 Prozent von 42.000 Personen mit Apple Watch - allesamt aus den USA - das empfohlene Minimum von sieben Stunden Schlaf pro Nacht erreichen, die durchschnittliche Schlafdauer beträgt sechs Stunden und 27 Minuten. Peer-reviewt wurden die Ergebnisse bisher nicht.

Jeder Dritte schläft schlechter

Auch in Österreich dürfte das Schlafverhalten vieler problembehaftet sein. Einer repräsentativen Umfrage zufolge, in Auftrag gegeben von Betten Reiter, schläft gar jeder Dritte schlechter als noch vor drei Jahren. Gerade junge Menschen dürften von Einschlafproblemen besonders betroffen sein, wobei Sorgen um Geld, Zukunft und Job eine Rolle spielen. Nur ein Drittel aller Befragten fühle sich morgens ausgeruht, jeder Fünfte fühle sich gar energielos. Die Hälfte der Befragten sagt, sie müsse (fast) jede Nacht aufstehen oder habe Probleme durchzuschlafen. Frauen sind deutlich häufiger von Schlafproblemen betroffen als Männer. Mit 16 Prozent werden nur weniger durch einen schnarchenden Partner oder eine schnarchende Partnerin wachgehalten - entgegen gängiger Erwartungen.

»Gesunder oder erholsamer Schlaf lässt sich sowohl anhand seiner Dauer als auch seiner Qualität beschreiben. Entscheidend ist das Befinden am darauffolgenden Tag: wer ausgeruht, leistungsfähig und tagsüber nicht müde ist, hat einen gesunden Schlaf. «

Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung

Schlafapnoe und Tagesmüdigkeit 

Unregelmäßiges Schnarchen ist allerdings nicht nur für den Zuhörer, sondern vor allem für den Schnarchenden ein markanter Hinweis für das Vorliegen einer obstruktiven Schlafapnoe. Dabei handelt es sich um eine organische Schlafstörung, die sich durch wiederholende Atemstillstände während des Schlafs kennzeichnet. Diese rufen aufgrund des Sauerstoffmangels Alarmreaktionen im Körper hervor, durch die der Betroffene wiederum häufig kurz wach wird, was er vielleicht gar nicht bemerkt. Die meisten Schlafapnoiker sind allerdings von Tagesmüdigkeit und Sekundenschlaf betroffen. 

Schlafapnoe zählt auch zu den Hauptgründen, wenn Patientinnen und Patienten eine Untersuchung in einem Schlaflabor benötigen. Im Schlaflabor der Barmherzigen Brüder brauchen rund 80 Prozent der Patientinnen und Patienten eine Abklärung in diese Richtung, sagt Robert Stepansky, der Leiter des dortigen Schlaflabors. Bei einer Schlafuntersuchung in einem Schlaflabor werden neben den Gehirnströmen, die Augenbewegungen und die Muskelaktivitäten sowie die Herzaktivität und die Atmung registriert, ausgewertet und interpretiert. Anhand dieser Messwerte können Schlafstörungen erkannt und voneinander unterschieden werden.

Folgen für Wirtschaft und Gesundheit 

Eine Analyse des Forschungsinstituts Rand Europe, im Auftrag des Schweizer Pharmaunternehmens, hat übrigens ergeben, dass chronische Schlaflosigkeit der österreichischen Wirtschaft jährlich 2,6 Milliarden Euro kostet. Jeder zwölfte leidet an chronischer Insomnie (CID), einer Erkrankung, die verhindert, dass Betroffene erholsamen Schlaf finden. Laut den Ergebnissen geht CID jährlich mit 44 bis 54 Tagen Produktivitätsverlust einher. Auf Bevölkerungsebene umgerechnet führen diese verlorenen Arbeitstage in Österreich zu einem BIP-Verlust von 0,64 Prozent bzw. eben pro Jahr 2,6 Milliarden Euro. Schlaflosigkeit wirkt sich also auf die Gesellschaft als Ganzes aus, aber auch auf die eigene Gesundheit - psychisch wie körperlich.

>> Zur Apple Heart & Movement Studie

(evdin/sh/APA)

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