Italien

Meloni traf Angehörige von Schiffsbruch-Opfern

In den süditalienischen Gemeinden herrscht Trauer und Bestürzung über das Unglück.
In den süditalienischen Gemeinden herrscht Trauer und Bestürzung über das Unglück.APA/AFP/GIANLUCA CHININEA
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Gemeinsam mit Außenminister Tajani empfing die italienische Regierungschefin Angehörige von Opfern des Bootsunglücks von Ende Februar. Die Kritik an der italienischen Rechtsregierung in dem Fall dauert an.

Nach dem verheerenden Bootsunglück in Süditalien Ende Februar haben die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni und Außenminister Antonio Tajani am Donnerstag Angehörige von Opfern und Überlebenden im Regierungssitz in Rom empfangen. Bei dem Unglück kamen mindestens 86 Menschen ums Leben, 80 überlebten. Die Angehörigen baten um Unterstützung bei der Bewältigung bürokratischer Hürden für die Beerdigung ihrer Verwandten, wie Melonis Pressestelle mitteilte.

Die Einsatzkräfte hatten am Mittwoch fünf weitere Leichen in den Gewässern vor den Städten Steccato di Cutro und Praialonga im süditalienischen Kalabrien geborgen, wo sich das Unglück ereignet hatte. Unter den Toten waren 35 Kinder und Jugendliche. Die verunglückten Migranten stammen aus Afghanistan, Pakistan und dem Iran, viele von ihnen haben Angehörige, die aus Deutschland und Österreich angereist waren, um nach ihren vermissten Familienmitgliedern zu suchen.

Bürgermeister: „Trauern um die Toten, als hätten wir unsere eigenen Angehörigen verloren"

"Für unsere Gemeinschaft ist dieses Ereignis eine Tragödie. Wir trauern um die Toten, als hätten wir unsere eigenen Angehörigen verloren. Ein Drama dieses Ausmaßes haben wir noch nie erlebt", sagte der Bürgermeister von Cutro, Antonio Ceraso, am Mittwoch im Gespräch mit Journalisten. Die 10.000-Seelen Gemeinde in Kalabrien reagierte mit großer Solidarität auf die Tragödie. Ceraso setzte alle Hebel in Bewegung, um den Überlebenden den Umgang mit den bürokratischen Verläufen für die Beerdigung der Angehörigen zu erleichtern. Einige Särge konnten bereits nach Pakistan überführt werden.

"Wir fragen uns jetzt, was mit den Überlebenden geschieht. Wie können Väter, die bei der Tragödie Frau und Kinder verloren haben, weiterleben? Was tun die Kinder, die ihre Eltern verloren haben?", fragte Ceraso, der auf dem lokalen Friedhof ein 900 Quadratmeter großes Gelände für die Bestattung von Unglücksopfern zur Verfügung stellen will.

Die Kritik an der italienischen Rechtsregierung in dem Fall dauert unterdessen an. Der Vorwurf lautet, dass in der Nacht des Unglücks nicht alles Mögliche zur Rettung getan worden sei. Bei der Fragestunde in der italienischen Abgeordnetenkammer am Mittwoch sagte Meloni, ihre Regierung und sie seien mit "grausamen" Anschuldigungen konfrontiert. Doch ihr Gewissen sei rein.

(APA)

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