Gastkommentar

Erfolgsfaktoren in Krisenzeiten

Verlässlichkeit. Stabilität und Rückhalt stärkten Familienunternehmen.

Das Jahr 2023 stellt für viele Unternehmen das vierte Jahr voll enormer Herausforderungen dar. Nichtsdestoweniger haben viele österreichische Familienunternehmen nach den schweren Coronajahren und dem Energiepreisschock zu Beginn des vergangenen Jahrs ein sehr gutes Jahr 2022 hinter sich. In vielen Fällen hat sich gezeigt, dass die Stabilität und der Rückhalt der Eigentümerfamilien einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Krisenbewältigung geleistet haben. Viele Eigentümerfamilien haben auf Gewinnausschüttungen verzichtet und im Gegenzug Fördermaßnahmen wie die Investitionsprämie genutzt, um noch stärker in ihre Unternehmen zu investieren.



Auch im Bereich der Energieautarkie hat sich einiges getan. Mit der Investition in Wärmepumpen, Fotovoltaikanlagen und Energiesparmaßnahmen konnten viele Unternehmen ihre Energiekosten senken und die Abhängigkeit von volatilen Marktpreisen reduzieren. Viele Familienunternehmen stehen damit gut gerüstet vor den Herausforderungen des Jahrs 2023 und werden auch dieses voraussichtlich von schwachem Wirtschaftswachstum gezeichnete Jahr gut meistern.

Der Rückhalt der Eigentümerfamilien in Zeiten multipler Krisen ist ein starkes Signal an die Belegschaft. Dieser Zusammenhalt und die damit verbundene Loyalität der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden gerade in den nächsten Jahren ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein. Die herausfordernde Situation auf dem Arbeitsmarkt ist gekommen, um zu bleiben. Allein durch die Pensionierungen der Babyboomergeneration werden derart viele Arbeitsverhältnisse zu ersetzen sein, dass attraktive und sichere Arbeitsbedingungen zu wesentlichen Vorteilen im Wettbewerb um Arbeitskräfte werden. Viele Familienunternehmen sind regional verankert, standen auch in den bereits abgelaufenen Krisenjahren zu ihrer Belegschaft und haben oft trotz der angespannten Situation auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet.

Weiterhin herausfordernd bleiben die politischen Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort. Zwar sind einige wichtige Projekte, wie zum Beispiel die Abschaffung der kalten Progression, tatsächlich realisiert worden, hingegen stagnieren sehr viele zukunftsentscheidende Vorhaben. Weder gibt es eine klare Strategie für die grüne Transformation der Wirtschaft noch eine Arbeitsmarktreform.

Das größte Problem stellt sicherlich das österreichische Pensions-, Gesundheits- und Pflegesystem dar. Laut dem österreichischen Fiskalrat steigen die Ausgaben für die Bereiche Gesundheit, Pflege und Pensionen von 22,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Jahr 2019 auf 28,2 Prozent des BIPs im Jahr 2070.

Es braucht dringend einschneidende strukturelle Maßnahmen, um Mittel für die Bewältigung der grünen Transformation der Wirtschaft und damit die Eindämmung der Klimakrise freizusetzen. Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters und eine Attraktivierung des Weiterarbeitens über das gesetzliche Pensionsalter hinaus wären essenzielle Beiträge zur Entlastung des österreichischen Arbeitsmarkts.

Berndt Zinnöcker ist Partner und Geschäftsführer bei BDO


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