Teuerung

10,9 Prozent: Inflation in Österreich bleibt deutlich über EU-Schnitt

Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken
  • Kommentieren

Verantwortlich für den geringfügigen Rückgang der Inflationsrate waren gesunkene Preise für Haushaltsenergie und Treibstoffe. Dafür müssen Österreichs Haushalte nun für Lebensmittel deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Die Inflation hat sich im Februar leicht auf 10,9 Prozent abgeschwächt, nachdem sie im Jänner noch bei 11,2 Prozent lag. Verantwortlich für den Rückgang war ein weniger starker Preisdruck bei Haushaltsenergie und Treibstoffen. Dafür drehte sich die Preisspirale insbesondere in der Gastronomie weiter und auch an der Supermarktkassa ist die Teuerung weiter spürbar. Die Lebensmittelpreise haben im Jahresabstand um 16,5 Prozent zugelegt, zeigen Daten der Statistik Austria.

Die hohen Preise für Lebensmittel sind eine Folge der stark gestiegenen Energiepreise. Auch Konzerne sind davon betroffen und geben diese sukzessive an ihre Kundschaft weiter. Zudem findet der Anbau von Obst und Gemüse in den kalten Monaten meist in Gewächshäusern statt. Ein äußerst energieintensives Unterfangen, da dafür Belichtung und Beheizung notwendig sind. Das Problem wurde durch schlechtes Wetter in den wichtigen Anbaugebieten Spanien und Marokko und den damit einhergehenden Exportausfällen weiter verschärft. In Großbritannien führte dies bereits zu einer drohenden Gemüsekrise.

Täglicher Einkauf um 15 Prozent teurer

Die Österreicherinnen und Österreicher bekommen die Inflation bei ihren täglichen oder wöchentlichen Einkäufen jedenfalls deutlich zu spüren. Der tägliche Einkauf, der neben Nahrungsmitteln und Tageszeitungen auch Kaffee im Kaffeehaus enthält, verteuerte sich heuer im Februar gegenüber Februar 2022 um satte 15,3 Prozent. Der wöchentliche Einkauf, der auch Sprit miteinberechnet, stieg im Jahresabstand um 11,7 Prozent. Auch beim Wirt muss man nun im Schnitt um 13,4 Prozent mehr bezahlen als noch vor einem Jahr.

Die Energiepreise liegen zwar immer noch markant über dem Vorjahr, haben sich aber im Vergleich zu den letzten Monaten abgeschwächt. Haushaltsenergie verteuerte sich im Februar zwar um 37 Prozent, im Jänner hatte der Anstieg aber noch fast 52 Prozent betragen.

Inflation liegt deutlich über EU-Schnitt

Auch in der Eurozone schwächt sich die Inflation trotz eines nachlassenden Energiepreisschubs nur minimal ab. Im Februar nahmen die Verbraucherpreise binnen Jahresfrist um 8,5 Prozent zu, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte und damit eine frühere Schätzung bestätigte. Im Jänner war die Teuerungsrate noch bei 8,6 Prozent gelegen. In Österreich betrug die Harmonisierte Inflationsrate (HVPI), was der einheitlichen EU-Berechnungsmethode entspricht, im Februar elf Prozent und lag damit weiterhin deutlich über dem EU-Schnitt.

Das hat auch damit zu tun, dass Länder wie Spanien, wo die Inflationsrate nach EU-Berechnung bei 6,0 Prozent liegt, verstärkt Preisdeckel eingesetzt haben, während die österreichische Regierung vermehrt auf Entlastungszahlungen setzte. Eine Untersuchung des Momentum-Insituts legt jedoch nahe, dass heimische Unternehmen unter dem Deckmantel der Inflation auch vermehrt an der Preisschraube gedreht haben, um satte Gewinne einzufahren.

Das gewerkschaftsnahe Institut ortet etwa beim Verbund "enorme Übergewinne". Der Umsatz pro Megawattstunde sei demnach stark gestiegen, einerseits aufgrund von höheren Kosten, andererseits aber auch, weil der Verbund den Gewinnaufschlag verdoppelt habe. Die Grenzwerte der vorgesehenen Abschöpfung von Übergewinnen seien unterdessen so großzügig gestaltet, dass sie für den Löwenanteil der Gewinne gar nicht greifen würden, kritisierte der Thinktank am Donnerstag in einer Aussendung. 

(APA/ham)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.