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Mitreden: Wann gilt es bei Terrorgefahr zu informieren?

In Wien warnte die Polizei zuletzt vor erhöhter Terrorgefahr - ohne konkrete Handlungsanweisungen zu nennen. Dies sorgte für Verunsicherung in der Bevölkerung. Ab wann ist es notwendig und sinnvoll, zu alarmieren? Diskutieren Sie mit!

In der Bundeshauptstadt kam es am Mittwoch zu einem erhöhten Polizeiaufgebot. Grund dafür waren Hinweise auf einen islamisch motivierten Terroranschlag. Oder genau genommen ein Verdacht. Oder doch eine klare Bedrohung? Die Gefahrenlage war schwer einzuschätzen. Dennoch überschlugen sich die Updates der Wiener Polizei - zumindest über den Nachrichtendienst Twitter.

Der erste Tweet wurde am Mittwoch veröffentlicht. „#Aktuell werden Sie im Stadtgebiet vermehrt Polizeikräfte tw. mit Sonderausrüstung wahrnehmen. Grund ist eine nicht näher konkretisierte Anschlagsgefahr gegenüber Kirchen“, verkündete die Exekutive über den offiziellen Account. Während der passende Hashtag - #W1503 - nicht lange auf sich warten ließ, fehlte von Handlungsanweisungen jede Spur. Dafür erntete sie viel Kritik. 

Man könne weder die Dauer einschätzen, noch einen Bereich nennen, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich am späten Mittwochnachmittag. Dennoch blieb die Warnung vor einer Anschlagsgefahr vorerst weiterhin aufrecht bleiben. Selbst Vertreter der katholischen Kirche zeigten sich überrascht. Auch sie erfuhren über soziale Medien von der Warnung, wie die „Presse"-Chronik-Redaktion berichtet.

Dieser Überraschungseffekt sei Teil der Strategie, erklärt Terrorismusexperte Nicolas Stockhammer im Gespräch mit „Presse“-Redakteur Manfred Seeh. Angst zu machen, gehöre aus Sicht von Terrororganisationen zu einem probaten Mittel. Doch Drohungen werden selten wahr gemacht -  meist handle es sich um leere Mahnungen oder um ein Manöver, um abzulenken. 

Mit Erfolg: Fragen danach, welche Bezirke zu vermeiden sind, ob Kinder von der Schule abzuholen sind oder wie man sich zu verhalten habe, vermehrten sich unter den Tweets. Ziel sei es lediglich gewesen, die sichtbaren Maßnahmen im öffentlichen Raum zu erklären, so die Polizei.

Erreicht habe man damit aber auch, die Bevölkerung zu verunsichern. Presse"-Redakteurin Valerie Heine hat bei Notfallpsychologin Sandra Lettner nachgefragt, wie die Kommunikation einzuordnen ist. (Terror)-Warnungen seien vor allem für Personen herausfordernd, die psychische Vorerkrankungen haben, bereits negativ denken oder vorbelastet sind. 

Diskutieren Sie mit: Sollte die Polizei bei Terrorverdacht direkt an die Öffentlichkeit treten? Auch in Fällen, in denen kein Handlungsbedarf besteht? Welche Erwartungen haben Sie an der Kommunikation der Polizei? Und: Waren Sie eher verunsichert oder doch froh, Bescheid zu wissen?

(est)

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