In der Stadt noch gebremst, auf dem Land etwas offensiver: Die Nächtigungszahlen der österreichischen Hotellerie steigen, und damit auch die Aktivität von Investoren – vermehrt aus Deutschland und Israel.
Seit 2022, als die Restriktionen auch in Österreich langsam zurückgenommen wurden, scheint sich der Tourismus, und damit die Hotelauslastung, langsam wieder der Vor-Corona-Zeit anzunähern – obwohl 2022 im Vergleich zu 2019 immer noch um 10,3 Prozent weniger Nächtigungen und um 13,8 Prozent weniger Ankünfte registriert wurden. Der Rückgang von Gästen aus dem Ausland ist stärker ausgeprägt (bis zu minus 17 Prozent) als von inländischen Gästen (bis zu minus fünf Prozent), wie die Österreich Werbung konstatiert.
„Insbesondere in der Stadthotellerie läuft der Erholungsprozess noch etwas langsamer als für Österreich gesamt. Gebremst wird dieser nun zudem durch die inflationsbedingt gestiegenen operativen Kosten, vor allem bei Energie, Wareneinsatz, Mitarbeitern und der Finanzierung“, ergänzt Maria Schreiner, Geschäftsführerin Fachverband Hotellerie, WKO.
Banken bei Finanzierung von Hotels zurückhaltend
Interessant ist aber, dass nach zwei Jahren der pandemiebedingten Zurückhaltung nun auch wieder internationale Investoren, vor allem aus Deutschland und Israel, deutlich aktiver auf dem österreichischen Investmentmarkt sind. Dennoch haben auch Investoren mit Problemen zu kämpfen: „Banken bleiben zurückhaltend, wenn es um die Finanzierung von Hotels geht, und klar ist auch, dass interne Prüfprozesse verschärft wurden und sowohl die Betreiber als auch ihre Konzepte stärker unter die Lupe genommen werden“, wie man bei Christie und Co. feststellt.
Maria Schreiner sieht für den Hotelmarkt aber auch nach dem Ende der Pandemie Probleme: „Kostensteigerungen, die nicht mehr 1:1 an den Gast weiterverrechnet werden können – im höherpreisigen Segment mag eine Preisdurchsetzung besser gelingen, in anderen Segmenten wird es eine schwierige Gratwanderung, denn noch ist offen, wie sehr sich die Inflation auf das Reise- und Konsumverhalten auswirken wird. Eine weitere große Herausforderung stellt der Arbeitskräftebedarf in Zeiten demografischen Wandels dar.“
Luxushotellerie entwickelt sich weiterhin positiv
Das alles betrifft aber die Luxushotellerie nur marginal, wie die Eröffnung einiger neuer Luxushotels in Wien beweist: bereits im August das Rosewood, vor Kurzem The Amauris (ehemals The Ring Hotel) und die ebenfalls bevorstehende Eröffnung des Almanac Vienna. „Im Segment der Kunden mit einem hohen Qualitätsanspruch sehen wir weiterhin eine positive Entwicklung“, analysiert Johann Breiteneder, CEO der Breiteneder Immobilien Parking AG & Eigentümer von The Amauris Vienna, die Situation in Wien.

„Ein größeres Angebot an Luxushotels hebt die Attraktivität Wiens als Reisedestination. Darüber hinaus erweitern neue Betriebe mit einem modernen Konzept auch ein bisher nicht stark repräsentiertes Angebot, da althergebrachte Konzepte in Wien bis dato vorherrschen. Die Einzigartigkeit Wiens spricht für sich, daher wird es unseres Erachtens keine gravierenden Änderungen geben.“
Eine Analyse, der Andreas Reiter vom ZTB Zukunftsbüro Wien, zustimmt. „Wien sprach und spricht zahlreiche Luxusgäste an, nicht zuletzt aufgrund der guten Gastronomie, der vielen Einkaufsmöglichkeiten und des großen Kulturangebots. In diesem Premiumbereich wird sich vermutlich auch in nächster Zeit nichts ändern – höchstens die Länder, aus denen die Gäste kommen werden.“
Hotels im mittleren Segment stehen unter Druck
Was Reiter allerdings konstatiert, ist eine „Spreizung auf dem Markt“. Luxushotels werden sich keine Sorgen machen müssen – was sich vermutlich ändern wird, und wo der wirtschaftliche Druck am größten ist, sind sogenannte Hotels in der Mitte, vor allem in den Ferienorten, die über keine Alleinstellungsmerkmale verfügen.
À la longue sieht Reiter hier ein geändertes Ferienverhalten, das neue Bedürfnisse hervorruft. „Es wird immer mehr zum Transfer eines urbanen Lebensstils in die Ferienorte kommen. Das heißt, es wird zunehmend einen Mix von Arbeit und Freizeit geben, der eine andere Form der Hotels bedingt: Mixformen mit Coworking Spaces, Long-stay- und Serviced-Apartments, Hotels, die mit ihren Angeboten für alle offen sind.“
AUF EINEN BLICK
In Österreich boomt der Luxushotelmarkt wieder – speziell in Wien, aber nicht nur. Was den Rest der Hotelbranche betrifft, herrscht vorsichtiger Optimismus, allerdings auch Unsicherheit über die Entwicklung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Mittelpreisige Hotels werden in Zukunft um Gäste kämpfen müssen, vor allem in den Ferienorten, nicht nur aufgrund des wirtschaftlichen Umfelds, sondern auch den geänderten Bedürfnissen geschuldet.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)