Sie ist präsent und dem Kind stets zugewandt – und das so umfassend und so lang wie möglich. Das Ideal der guten Mutter ist in Österreich unerreichbar, aber höchst wirkmächtig. Selbst Väter in Elternkarenz kratzen kaum daran.
Beim nächsten Kind werde sie lieber Vater, scherzt da eine Mutter auf dem Spielplatz, die Monotonie der schaukelnden Kinder unterbrechend. Das Lachen der Umstehenden ist bitter, das Bonmot trifft eine Wunde. Unbeeindruckt von diversen Wellen der Frauenbewegung, aufgebrochenen Familienkonstellationen oder den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts herrscht hierzulande ein unerreichbares Mutterideal vor.
„In der Nachkriegszeit wurde Familie als Ort des Glücks überhöht und Frausein mit Muttersein gleichgesetzt“, sagt Eva-Maria Schmidt, Soziologin an der Uni Wien. Aber das historische Ideal der bürgerlichen Kernfamilie sei nur zwei Jahrzehnte lang tatsächlich lebbar gewesen. Geblieben ist es dennoch.