Buchkritik

„Schmutziges Licht“: Ein Polizist aus Uganda ermittelt in Deutschland

(c) art schnyder
  • Drucken

Asylwerber, Rechtsradikale, Pandemie, Umweltzerstörung: Jürgen Seidler packt viel in seinen Kriminalroman.

In Brandenburg, dem von einer wunderschönen Seenlandschaft geprägten Bundesland rund um Berlin, wartet Peter Ebuk bereits das dritte Jahr auf die Erledigung seines Asylantrags. Der ehemalige Polizeichef aus Uganda hat sich gut eingelebt. Als er von Arbeitskollegen aus dem Bautrupp der Gemeinde eingeladen wird, bei einem Fußballspiel mitzumachen, hofft er, endgültig angekommen zu sein: „Er freut sich, wie er sich nur bei seiner Heirat mit Prudence und der Geburt von Viktoria gefreut hat“, schreibt Jürgen Seidler in seinem Roman „Schmutziges Licht“. 

Das Spiel wird souverän gewonnen. Doch in die Freude mischt sich eine Sorge, die bald zur schrecklichen Gewissheit wird: Viktoria ist entführt worden. Peter wird von den Schatten seiner Vergangenheit eingeholt. Aus Uganda musste er einst flüchten, weil er mächtige Banden von Kindesentführern mit höchsten politischen Verbindungen herausgefordert hatte. Seine Frau Prudence wurde nur wenige Meter vor der rettenden Grenze erschossen. 

Auch in Brandenburg stoßen die Ermittler auf eine düstere Gemeinschaft, die mit einem vorzeitlichen germanischen Heidenkult die Belastungen der Gegenwart bekämpft, von Umweltzerstörung über Corona-Pandemie bis zu vermeintlicher Massenzuwanderung. Unter der Tyrannei einer selbst ernannten Führerin betreiben die wirren Aussteiger eine primitive Subsistenzwirtschaft, zu der auch Opfergaben gehören. Und dabei sind, wie Ebuk weiß, Kinder in höchster Gefahr. Bei seinem Versuch, Licht in diese Finsternis zu bringen, erhält Peter viel Zuspruch. Ebenso aber bekommen es die Ermittler mit knallharten Nazis zu tun. Licht legt eben Schmutz offen. 

(c) Kampa-Verlag

Jürgen Seidler hat viel in sein Buch hineingepackt, aber die jüngsten Enthüllungen rund um die Reichsbürger haben gezeigt, dass keine Geschichte so beängstigend ist wie die, die die Wirklichkeit schreibt. Gegen Ende des Romans wird die Handlung allerdings von der Fülle an Themen, die der Autor noch zu Ende führen muss, beinahe erstickt. 

Jürgen Seidler: „Schmutziges Licht“, Kampa-Verlag, 446 Seiten, 20,50 Euro

Literaturhinweis

Weitere spannende Bücher finden Sie auf morawa.at

Bücher zum Lesen, Hören und Wischen. Stöbern Sie auf morawa.at

Mit finanzieller Unterstützung von Morawa.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.