Milo Djukanović dominiert seit Jahrzehnten das Land. Die Uneinigkeit seiner Gegner lässt ihn erneut auf den Sieg hoffen.
Belgrad/Podgorica. An dem hochgewachsenen Politprofi scheinen die Zeitläufte spurlos abzuperlen. Die Berliner Mauer stand noch, Jugoslawien war noch intakt, als 1988 der steile Aufstieg von Montenegros heutigem Präsidenten, Milo Djukanović, begann. Ob als Mitglied des montenegrinischen Zentralkomitees des Bundes der Kommunisten, als Chef der von ihm 1991 gegründeten DPS, als mehrfacher Regierungs- oder Staatschef des seit 2006 unabhängigen Adriastaats: Unzählige Korruptionsaffären, Mafiavorwürfe und internationale Justizermittlungen überschatteten die lange Karriere von „Zar Milo“.
Seit seine DPS bei der Parlamentswahl 2020 erstmals auf die Oppositionsbänke verbannt wurde, ist die Popularität des steinreichen Dauerregenten allerdings ebenso am Bröckeln wie seine Machtbasis: Bei den Kommunalwahlen im Oktober verlor die DPS gar zehn der 14 von ihr gehaltenen Städte, darunter die Hauptstadt Podgorica.