Mein Samstag

Ski fahren ohne Stöcke

Das Kind war in dieser Woche auf Skikurs und durfte/musste/konnte sich als ungefragte Vorbereitung allerlei Skikurs-Anekdoten von der erwachsenen Verwandt- und Bekanntschaft anhören.

Überraschenderweise ist das Kind trotzdem mitgefahren, obwohl die Geschichten eventuell nicht zur Vorfreude-Steigerung gedient haben: Da ging es um am ersten Skikurstag aus dem Sessellift gefallene und nie wieder gefundene Skistöcke (ist mir passiert), auf der Piste im Nebel verloren gegangene Kinder (wieder ich) oder Verletzungen beim Versuch, die Streif trotz eisiger Verhältnisse zu bewältigen (nun ja, auch ich). Wir Kinder von früher waren ja gleich drei Mal im Gymnasium auf Skikurs, da gehen sich problematische Erinnerungen an Schleppliftzwischenfälle und Ähnliches im mehrstelligen Bereich aus.

Ob wir gut angekommen waren, wie es uns ging, wie das Essen war – die Eltern daheim wussten damals gar nichts, weil: keine Handys. Heute versichert man zwar den abreisenden Kindern pro forma, dass sie sich „wirklich nicht melden müssen, wir machen uns keine Sorgen“, insgeheim hofft man aber natürlich darauf. Von der Projektwoche im Herbst hat mir das Kind ein (einziges) Foto geschickt, auf dem man nicht die – wie ich vermute, gesehen habe ich sie ja nicht – hübsche Bergkulisse bestaunen konnte, sondern immerhin einen Bruchteil des Zimmers. In der Volksschule hatte das Kind eine Wegwerfkamera in der Projektwoche mit. Mit der hat es sicher mindestens fünf Fotos gemacht, bei denen man – allzu gut sind die qualitativ nicht – nicht hätte sagen können, ob Ausflüge in der Natur, Fliesenböden oder der Inhalt eines Rucksacks fotografiert wurden. Ich hatte wiederum diesmal den Auftrag, dem Kind jeden Tag Fotos von den Katzen und seinem Flaschengarten zu schicken. Dem bin ich natürlich gern nachgekommen, konnte ich so doch nebenbei fragen, „wie es dir so geht“. Sagen wir so: Auf ausführliche Berichte muss ich noch warten. Wobei, wie wir alle wissen: Die aufregendsten Geschichten erzählt man den Eltern natürlich gar nicht. In diesem Sinn: Schwelgen Sie in Ihren geheimen Skikurs-Erinnerungen!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)

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