Turbulenzen

EZB-Sondersitzung zur Bankenbranche

In den USA sprangen elf Großbanken der angeschlagenen First Republic mit Milliarden zur Seite.

Frankfurt. Die EZB-Bankenaufsicht traf sich am Freitag zu einer Sondersitzung zur Lage der Bankenbranche nach den jüngsten Turbulenzen. Das Aufsichtsgremium wolle Meinungen austauschen und die Mitglieder über die jüngsten Entwicklungen im Bankensektor informieren, erklärte eine Sprecherin. Schon Anfang der Woche hatte es eine Sondersitzung gegeben.

Bankaktien waren zuletzt heftig unter Druck geraten. Erst schickte der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA weltweit Schockwellen durch die Börsen. Dann ließ die Vertrauenskrise bei der Credit Suisse Bankaktien erneut abstürzen.

Laut einer mit den Beratungen vertrauten Person ging es bei dem Treffen darum, die Liquiditätslage im Bankensektor der Eurozone zu überwachen. Zudem sollte geprüft werden, ob irgendein Institut anfällig dafür sei, dass es zu einem Ansturm auf seine Schalter kommen könnte. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag auf ihrer zweiten Zinssitzung in diesem Jahr trotz des Bebens im Bankensektor ihren Straffungskurs mit einem weiteren großen Zinsschritt fortgesetzt. Die Euro-Wächter beschlossen, wie im Februar die Schlüsselsätze um einen halben Prozentpunkt anzuheben.

Hilfe für US-Bank

An der Börse setzten Bankaktien am Freitag ihren Erholungskurs fort. Dazu trug auch bei, dass in den USA die in Bedrängnis geratene Regionalbank First Republic ein Unterstützungspaket erhält. Elf Großbanken – darunter Branchenführer JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley – helfen der in Schieflage geratenen Bank mit unversicherten Einlagen im Volumen von 30 Milliarden Dollar. Anders als bei der Silicon Valley Bank in Kalifornien und der Signature Bank in New York, die in den vergangenen Tagen von Aufsehern geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt wurden, griff die Bankenbranche hier zunächst selbst ein. Die Behörden dürften jedoch im Hintergrund mächtig Druck gemacht haben.

Die Maßnahme der elf Banken sei höchst willkommenund demonstriere die Widerstandskraft des Bankensystems, hieß es in einer offiziellen Mitteilung von Finanzministerium und Notenbank Federal Reserve.

China senkt Zinssatz

Deutschlands Bundeskanzler, Olaf Scholz (SPD), sieht nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und den Turbulenzen rund um die Credit Suisse keine neue Finanzkrise in Europa heraufziehen. „Die Gefahr sehe ich nicht. Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise“, sagte der Bundeskanzler dem „Handelsblatt“. Er erwartet deshalb auch keine Konsequenzen für deutsche Sparer. Die Einlagen seien sicher. „Wir leben in einer völlig anderen Zeit“, sagte Scholz mit Blick auf Vergleiche mit der Finanzkrise 2008.

In China gibt die Notenbank den Banken mehr Spielraum zur Kreditvergabe und stützt damit das Wirtschaftswachstum. Sie beschloss am Freitag, den Reservesatz für Geschäftsbanken (RRR) um einen Viertelprozentpunkt zu senken – und zwar ab dem 27. März. Ausnahmen gelten nur für jene Geldhäuser, die einen Mindestreservesatz von fünf Prozent eingeführt haben.

Die Notenbank hat den RRR zuletzt im Dezember gesenkt, um die Kreditvergabe anzukurbeln. Denn je geringer dieser Satz ist, desto mehr Darlehen können die Geldinstitute vergeben.

(ag.)

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