Die globale Wirtschaft wird heuer laut einer OECD-Prognose verhalten um 2,6 Prozent wachsen. China wächst am stärksten in den G20. Die Eurozone schwächelt.
Wien. Es sei eine „fragile Erholung“, die der Weltwirtschaft bevorstehe. So fassen die Ökonomen der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die wirtschaftliche Lage der globalen Wirtschaft zusammen. Konkret in den G20, den 20 größten Industrie- und Schwellenländern der Welt. Laut der jüngsten Prognose schwächt sich die Weltwirtschaft im Vergleich zum Vorjahr ab. Global dürfte es heuer 2,6 und nächstes Jahr 2,9 Prozent Wirtschaftswachstum geben, so die OECD. Voriges Jahr waren es noch 3,2 Prozent. Die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmern helle sich aber langsam auf.
Es gebe weiterhin deutliche Abwärtsrisiken für die Erholung der Konjunktur. Eine zentrale Rolle spiele dabei die Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Krieges in der Ukraine. Schwer abzuschätzen sei, wie sich die veränderte Geldpolitik auswirken werde. Ein Effekt könnte sein, dass weitere Risiken im Finanz- und Bankensektor zutage treten und „es manchen aufstrebenden Volkswirtschaften schwerer machen, ihre Schulden zu bedienen“, schreiben die Experten.
Die Zentralbanken rund um den Globus hatten zuletzt in teilweise raschem Tempo die Leitzinsen angehoben. Spannungen auf den internationalen Energiemärkten könnten zu erneuten Preissteigerungen und einem stärkeren Inflationsdruck führen. Die Inflation werde weiterhin deutlich über den Geldwertzielen der Zentralbanken liegen.

Die OECD-Ökonomen äußerten sich auch zu den Finanzhilfen vieler Regierungen für ihre inflationsgeplagten Bürger: Die fiskalischen Maßnahmen sollten vorsichtig gehandhabt werden und außerdem gezielter auf die Bedürftigsten ausgerichtet werden. Diese gezieltere Ausrichtung, wie auch eine „zeitlich gut abgestimmte Rückführung“ der fiskalischen Maßnahmen insgesamt würden helfen, „die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen abzusichern“, konstatieren die Ökonomen. Wie auch die Anreize zum Energiesparen aufrechtzuerhalten und „zusätzliche Nachfrageimpulse“ in einem Umfeld hoher Inflation zu begrenzen.
Mini-Wachstum oder Rezession?
In Österreich hatten sich zuletzt mehrere Spitzen-Ökonomen dafür ausgesprochen, weniger „mit der Gießkanne“ zu fördern. Dies sei teuer und würde außerdem die ohnehin schon hohe Inflation, speziell bei Dienstleistungen, zusätzlich befeuern.
Das stärkste Wirtschaftswachstum der 20 untersuchten Industrie- und Schwellenländer wird heuer mit 5,3 Prozent für China erwartet. Im Vergleich dazu nimmt sich das Wachstum in den USA mit 1,5 Prozent bescheiden aus. Österreich ist in der Gruppe der 20 nicht vertreten. Allerdings ist die EU Teil der G20. Für die Eurozone wird heuer ein Wachstum von lediglich 0,8 Prozent erwartet, nächstes Jahr dürfte es etwas besser verlaufen. Am schlechtesten von allen G20-Staaten sieht es wenig überraschend in Russland aus. Dort dürfte die Wirtschaftsleistung heuer um 2,5 Prozent zurückgehen.
Erst kürzlich hatten die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Prognose für die deutsche Wirtschaft vorgestellt. Die große Frage ist, ob Deutschland heuer ein kleines Wachstum schafft oder in die Rezession rutscht. Die Institute sind bei dieser Frage unterschiedlicher Ansicht. Das Münchner Ifo-Institut sieht die größte Volkswirtschaft Europas in einer Winterrezession: Seit Ende vergangenen Jahres schrumpfe die deutsche Wirtschaft. Allerdings werde es im Gesamtjahr nur ein Mini-Minus von 0,1 Prozent geben. Die deutsche Bundesregierung ist etwas zuversichtlicher und erwartet 0,2 Prozent Wachstum. (hie)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)