Oper

Warum wir mit dem "Freischütz" Probleme haben

Ein Bild von einer Aufführung bei den Domstufenfestspiele in Erfurt, 2015.
Ein Bild von einer Aufführung bei den Domstufenfestspiele in Erfurt, 2015.(c) imago/Bild13 (imago stock&people)
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Kaum jemand traut sich mehr an die Mixtur aus Volksliedidylle und Schauerromantik. Wo die Probleme liegen und warum fast alle Regisseure an Webers Oper scheitern.

Der deutsche Wald, der Jägerchor, das Brautjungfern-Lied – das geht doch wirklich nimmer! Webers „Freischütz“, 150 Jahre lang Inbegriff der romantischen Oper, ist seit einer Generation unten durch. Der letzte Regisseur, der sich in Wien getraut hat, sich nicht über das Stück lustig zu machen, war Otto Schenk, 1972. Seither ist jeder Versuch mit dem Werk krachend gescheitert.

Ist die Mixtur aus Volksliedidylle und Schauerromantik inklusive Teufelsbeschwörung einem aufgeklärten Publikum nicht mehr zumutbar? Einem Publikum, das sich im Hauptabendprogramm des Fernsehens alle diese Dinge Tag für Tag zu Gemüte führt? Freilich führen die TV-Versionen der genannten Elemente ein fein säuberlich getrenntes Leben: Hier volkstümliche Musik samt komödiantischem Geblödel, da der Horrorkrimi zu mitternächtlicher Stunde.

Das Bemerkenswerte an Webers Oper ist ja die Tatsache, dass sie alle diese offenkundigen Bedürfnisse gleichzeitig befriedigt und die finstere Fratze hinter der harmlosen Maske aufdeckt. Regisseure, die ihr Selbstwertgefühl daraus beziehen, dass sie aus jeder Posse eine Familienaufstellung machen, fühlen sich natürlich hintergangen, wenn Text und Musik ihren analytischen Überbau schon vorwegnehmen. Allerdings muss man dem Komponisten und seinem Librettisten, Friedrich Kind, schon den Vorwurf machen, dass sie am Kitschvorwurf auch ein wenig Mitschuld tragen.

Ende im Irrenhaus. Das ursprüngliche Märchen vom Jägerburschen, der sich mit dem Teufel gemein macht, weil er fürchtet, den Probeschuss nicht zu bestehen, der ihn zum Bräutigam seiner Geliebten macht, endete nämlich letal: Die Freikugel, dem Satan geweiht, trifft die Braut – der unglückliche Schütze endet im Irrenhaus. Das klingt wie eine Inszenierungsidee aus dem frühen 21. Jahrhundert, war aber das originale Ende der Erzählung aus dem „Gespensterbuch“, dem Weber sein Opernsujet entnommen hat.

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