Erich Maria Remarque

„Im Westen nichts Neues“: Der „militante Pazifist“ und sein Roman

Menschen, zu Maschinen degradiert. Szene aus der amerikanischen Verfilmung „All Quiet on the Western Front“ von 1930, die sich eng an Remarques Vorlage hielt.
Menschen, zu Maschinen degradiert. Szene aus der amerikanischen Verfilmung „All Quiet on the Western Front“ von 1930, die sich eng an Remarques Vorlage hielt. Alamy Stock Photo
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Durch Netflix und Oscar-Verleihung lernt eine neue Generation einen fast hundert Jahre alten Antikriegsroman kennen. Als „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque erschien, war der Teufel los, nicht zuletzt durch die erste Verfilmung.

Bücher kommen auf den Markt und verschwinden wieder, manchmal werden sie populär, weil sie zum richtigen Zeitpunkt da sind. Das erfolgreichste deutsche Antikriegsbuch, „Im Westen nichts Neues“, betitelt nach einer ständig wiederkehrenden Meldung des deutschen Heereskommandos im Ersten Weltkrieg, wurde nach seinem Erscheinen behandelt, als würde hier zum Staatsstreich aufgerufen. Es geriet in einen Strudel politischer Debatten, auf die der Verfasser, Erich Maria Remarque, am allerwenigsten vorbereitet war. Das zeigte schon, dass es zunächst gleichsam als Test im Feuilletonteil einer Zeitung erschien. Es war in der „Vossischen Zeitung“ vom 10. November bis zum 9. Dezember 1928. Die Auflage des krisengeschüttelten Blatts sprang darauf sprunghaft an.

Da war der Erste Weltkrieg zehn Jahre her, und es gab bereits eine Welle von Büchern dazu, manche mit Antikriegstendenz, manche aus nationalistischer Position, vordergründig heroisierend und mit viel Pathos rund um Vaterlandsliebe. Dominant war aber die realistische Schilderung des Krieges mit all seinen Schrecken.

Kriegsmaschinen. Remarques Roman wurde ein Sonderfall, nicht nur, weil er spannender geschrieben war als die der anderen. Der Streit um das Buch wurde heftig und anhaltend geführt, wenig war von seiner literarischen Qualität die Rede, viel von seiner Tendenz. Denn es unterschied sich von der übrigen Kriegsliteratur, die im Sog des antirepublikanischen Klimas Ende der 1920er-Jahre stand. Remarques Buch war keiner politischen Richtung zuzuordnen, sondern es war eine wahrheitsgemäße, berührende, naive Menschlichkeit verteidigende Schilderung des Krieges. Erlebt wurde dieser bei ihm von jungen Leuten, gezeigt wurde, wie sie durch die Erfahrungen, die ihnen besser erspart geblieben wären, verändert wurden, wie sie durch den Krieg zu Maschinen degradiert wurden.

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