Kunstmarkt

Rekordpreise für Magritte und Kolleginnen: Surrealismus neu entdeckt

Die Gouache „Le retour“ von René Magritte erzielte im Februar bei Christie's 6,1 Mio. Pfund – ein Rekord für das Medium.
Die Gouache „Le retour“ von René Magritte erzielte im Februar bei Christie's 6,1 Mio. Pfund – ein Rekord für das Medium. Christie's Images Limited 2023
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Bedeutende Ausstellungen haben zu mehr Nachfrage nach surrealistischer Kunst geführt. Besonders Malerinnen sind gesucht.

Ein Haus mit ein paar erleuchteten Fenstern liegt im Dunkel. Davor steht eine Straßenlaterne, deren Licht ihren eigenen Schatten gleich zweimal an die Hauswand wirft. In der oberen Bildhälfte erstrahlt ein blauer Himmel mit Wolken. Der Widerspruch verleiht der scheinbar banalen Szene eine albtraumhafte Seite. René Magrittes „L'empire des lumières“ erzielte vor rund einem Jahr bei Sotheby's in London einen neuen Rekordpreis von 59,4 Millionen Pfund oder 71,5 Millionen Euro – und konnte damit das bisherige Höchstgebot mehr als verdoppeln. Es war gleichzeitig das teuerste jemals versteigerte Werk Magrittes in Europa.

Es sollte nicht der einzige Rekord für ein surrealistisches Werk bleiben. Tatsächlich erlebt der Surrealismus gerade eine Renaissance und reüssiert mit Ausstellungen und auf dem Kunstmarkt gleichermaßen. Entstanden ist der Surrealismus in den 1920er-Jahren in Europa als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und die kulturpolitischen Werte der damaligen Zeit. Als Beginn dieser Bewegung, die sich der Fantasie, der Traumbilder, der Mystik und des Unbewussten bedient, gilt das vom französischen Schriftsteller André Breton 1924 veröffentlichte „Surrealistische Manifest“. Breton war von den Ideen Sigmund Freuds beeinflusst. Er entwarf das Programm des Surrealismus, der sich auf intuitive und automatische Prozesse konzentriert. Obwohl der Surrealismus in Frankreich begründet wurde, verbreitete er sich rasch in der ganzen Welt und brachte Künstler von internationalem Rang hervor, wie Max Ernst, Joan Miró, René Magritte, Paul Delvaux, Yves Tanguy, Salvador Dalí und Frida Kahlo.

Späte Anerkennung. Weibliche Surrealisten wurden lang auf ihre Rolle als Musen beschränkt und nur in Zusammenhang mit ihren berühmten Männern genannt. Heute erfahren sie die überfällige Anerkennung als eigenständige Künstlerinnen. Die bekanntesten neben Kahlo sind Leonora Carrington, Dorothea Tanning und Meret Oppenheim. Die Neubewertung ist jüngsten Ausstellungen zu verdanken, nicht zuletzt bei der letzten Biennale von Venedig. Die Kuratorin Cecilia Alemani präsentierte in der Schau „The Milk of Dreams“ neben zeitgenössischen Künstlerinnen auch Surrealistinnen wie Jane Graverol, Eileen Agar, Tanning und Carrington. Letztere gab der Ausstellung ihren Namen mit ihrem gleichnamigen Kinderbuch. Doch schon 2020 widmete die Frankfurter Schirn Kunsthalle den Vertreterinnen der Kunstrichtung die Ausstellung „Fantastische Frauen“.

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