Morgenglosse

Keine Werbung für Corona-Impfung: Johanna Mikl-Leitners Kardinalfehler

NACH NOe-WAHL: PK 'PRAeSENTATION OeVP-FPOe-ARBEITSUeBEREINKOMMEN' - MIKL-LEITNER
NACH NOe-WAHL: PK 'PRAeSENTATION OeVP-FPOe-ARBEITSUeBEREINKOMMEN' - MIKL-LEITNERAPA/HELMUT FOHRINGER
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Als Zugeständnis an die FPÖ Corona-Impfungen nicht mehr zu bewerben und dadurch diese medizinisch unschätzbare Errungenschaft zu beschädigen ist falsch, gefährlich und verantwortungslos.

Ein Effekt, der weder von den Herstellern versprochen noch von Ärzten erwartet wurde, ist der Corona-Impfung zum Verhängnis geworden – das Nichtherbeiführen einer sogenannten sterilen Immunität. Einer Immunität also, die nicht nur vor schweren Verläufen im Sinne eines Spitalsaufenthalts schützt, sondern auch vor einer Ansteckung mit keinen oder milden Symptomen. Letzteres vermag auch die Grippeimpfung nicht – oder irgendeine andere Impfung gegen respiratorische Erkrankungen, die hauptsächlich über die Atemluft (Tröpfchen und Aerosole) übertragen werden.

Was aber den Schutz vor schweren Verläufen angeht, haben die Corona-Impfstoffe die Hoffnungen in sie mehr als erfüllt – und sind somit der Hauptgrund dafür, warum in den vergangenen drei Jahren nicht noch mehr Menschen an Covid-19 gestorben sind und die Pandemie mittlerweile als überwunden gilt.

Fehlentscheidungen und Fehlkommunikationen

Ungeachtet dieser Tatsache instrumentalisiert die FPÖ besagte Schwäche der Impfung, die eigentlich gar keine Schwäche ist, um den (nicht unberechtigten) Frust der Bevölkerung auf Fehlentscheidungen und Fehlkommunikationen – beispielsweise rund um die allgemeine Impfpflicht oder den Lockdown für Ungeimpfte – zu kanalisieren und politischen Profit daraus zu schlagen. Dass darunter nicht nur das Image dieser, sondern auch aller anderen Impfungen leidet und auch das Vertrauen in die Wissenschaft insgesamt beschädigt wird, nimmt sie in Kauf.

Nun mag diese Gleichgültigkeit angesichts der bisherigen Haltung von weiten Teilen der FPÖ gegenüber der Corona-Impfung nicht überraschen. Aber dass sie in Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) eine Erfüllungsgehilfin für ihr Kalkül findet, die zugestimmt hat, dass das Land Niederösterreich laut Arbeitsübereinkommen „keine Werbemaßnahmen mehr für die Corona-Impfung durchführt“, ist sehr wohl überraschend und lässt einen ratlos zurück.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern derart in den Rücken zu fallen und ihre Verdienste indirekt in Misskredit zu bringen, hat das Potenzial, als einer der größten Fehler in Mikl-Leitners politischer Karriere in Erinnerung zu bleiben. Der Schaden, der hier angerichtet wird, ist kaum zu reparieren und schüttet keine gesellschaftlichen Gräben zu, sondern reißt nur neue auf.

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