Bankenkrise

Bericht: UBS bietet bis zu einer Milliarde Dollar für Credit Suisse

APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Der Deal zwischen Credit Suisse und UBS könnte noch am Sonntag unterzeichnet werden, schreibt die „Financial Times“. Doch das Bankhaus protestiert.

Die fieberhaften Bemühungen zur Stabilisierung der taumelnden Großbank Credit Suisse haben am Sonntag angehalten. Die "Financial Times" berichtete, die UBS habe angeboten, ihre kleinere Rivalin für bis zu eine Milliarde Dollar zu kaufen. Damit müsste die Aktionäre schwere Einbussen in Kauf nehmen; am Freitag war das Institut an der Börse noch rund acht Milliarden Franken wert. Die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtete, Credit wehre sich mit Unterstützung seines größten Aktionärs gegen die Offerte. Die Verhandlungen seien zäh, erklärte ein Insider. Mit der von den Schweizer Behörden geforderten Transaktion sollen auch schwere Erschütterungen im internationalen Finanzsystem verhindert werden.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzaufsicht Finma sehen einem Medienbericht zufolge eine Fusion mit der UBS als einzige Möglichkeit, den Vertrauensverlust bei der Credit Suisse zu stoppen. Der Deal zwischen den beiden größten Banken des Landes könnte bereits am Sonntagabend unterzeichnet werden, so die "Financial Times" weiter. Die Behörden bemühten sich, vor dem Börsenstart am Montag eine Lösung vorlegen zu können.

Gesetzesänderung Teil des Notfall-Pakets

Teil des Notfall-Pakets sei auch eine Gesetzesänderung, um eine eigentlich notwendige Aktionärsabstimmung über die Transaktion zu umgehen. Die UBS habe auch auf einer Klausel bestanden, dass der Deal hinfällig werde, wenn die Anleihen-Anleger skeptisch reagierten. Festgemacht werde das an den Kursen von Kreditausfall-Versicherungen. Bei einem Anstieg der Credit Default Swaps (CDS) für die eigenen Anleihen um 100 Basispunkte oder mehr poche die UBS auf dem Recht, die Offerte zurückzuziehen. UBS und Credit Suisse lehnten eine Stellungnahme ab. Die Schweizer Regierung konnte vorerst nicht erreicht werden.

Die UBS knüpft eine Übernahme an weitere Bedingungen. Dazu gehörten milliardenschwere Staatsgarantien, sagte eine mit der Sache vertraute Personen am Samstag zur Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es um eine Größenordnung von rund sechs Milliarden Dollar. Abhängig von den Bedingungen der Transaktion könne es aber auch mehr oder auch weniger sein. Die Garantien würden die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche weitere Risiken abdecken, sagten zwei Personen.

10.000 Jobs müssten gestrichen werden

Komme es zu der Übernahme, müssten wohl 10.000 Jobs gestrichen werden. Die Schweizer Banken-Gewerkschaft SBPV forderte sofortige Gespräche über die Sicherung von Arbeitsplätzen bei der Großbank Credit Suisse. Dazu schlägt der Schweizerische Bankpersonalverband die Einsetzung einer Task Force vor, die sich aus Vertretern der Geschäftsleitung und der Beschäftigten zusammensetzen würde.

Ein Kauf der Credit Suisse durch die UBS wäre der bedeutendste Bankenzusammenschluss in Europa seit der Finanzkrise. Die britische Notenbank deutete einem Medienbericht zufolge bereits ihre Unterstützung für den Zusammenschluss an. Das habe die Bank of England ihren internationalen Partnern und der UBS signalisiert, berichtet Sky News.

Ein europäischer Gigant könnte entstehen

Credit Suisse ist das größte Geldhaus, das in den Strudel der kollabierten US-Institute Silicon Valley Bank (SVB) und Signature Bank geriet, obwohl sie bei SVB selbst kaum etwas im Feuer hatte. Zuletzt musste die CS Notfallkredite der SNB von bis zu 50 Milliarden Franken in Anspruch nehmen. Es ist das erste Mal seit der Finanzkrise ab 2007, dass eine Notenbank sich zu einer Stützung für eine so große Bank gezwungen sah. Diese Intervention sorgte für eine vorübergehen Beruhigung der Lage, reichte aber offenbar nicht aus, um die Abwärtsspirale zu brechen. So setzt nicht nur die Flucht der Privatkunden der Zürcher Bank zu - auch das Geschäft mit anderen Finanzinstituten wird immer schwieriger.

Bei einem Zusammenschluss entstünde ein europäischer Gigant. Die UBS beschäftigt über 72.000 Mitarbeiter, die Credit Suisse über 50.000. Wegen der hohen Marktanteile im Heimmarkt stellt sich aber die Frage, ob die Wettbewerbsbehörden eine Fusion durchwinken würden. Mit einer Abspaltung des Schweizer Geschäfts der Credit Suisse könnten solche Bedenken ausgeräumt werden.

Die UBS hatte in der Vergangenheit wiederholt klar gemacht, dass sie von einer Übernahme der Credit Suisse nichts wissen will, zuletzt am Dienstag. Die UBS komme alleine gut klar: 2022 fuhr der weltgrößte Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche einen Gewinn von 7,63 Milliarden Dollar ein und schaffte damit das beste Ergebnis seit 16 Jahren. Credit Suisse erlitt dagegen einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken. 

(APA/Reuters)

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