Mein Montag

Was Mikl-Leitner und die Schlümpfe gemeinsam haben

Ein Ballon wird bei einer Parade durch New York geschlumpft. (Symbolbild)
Ein Ballon wird bei einer Parade durch New York geschlumpft. (Symbolbild)(c) REUTERS (Brendan McDermid)
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Wenn ein Name zum Verb gemacht wird, das quasi stellvertretend für das Verhalten der Person steht.

Am Anfang waren die Schlümpfe. Die wurden geverbt, also ihre Bezeichnung zu einem Verb gemacht. Und so schlumpfen sie etwa ihre Suppe, werden beim Friseur geschlumpft und am Abend legen sie sich zum Schlumpfen ins Bett. Wer die Fernsehserie kennt, weiß auch, dass schlumpfen jedes Verb ersetzen kann und damit universal einsetzbar ist. Damit sind die kleinen blauen Figuren aber eher die Ausnahme. Denn mit dem sprachlichen Kunstgriff, aus einem Menschen (oder einer Figur) ein Verb zu generieren, wird meist auf eine bestimmte Eigenschaft des Betreffenden angespielt. So war etwa in Deutschland eine Zeit lang merkeln ein sehr beliebter Begriff, um zu beschreiben, dass jemand in wichtigen Anliegen untätig bleibt und keine eindeutigen Angaben macht. Angelehnt eben an die zum Teil eher zurückhaltende Politik der ehemaligen deutschen Kanzlerin. Ein sprachliches Spiel, das vor allem von Journalisten befeuert wurde. Das aber in Österreich offenbar noch keine so große Tradition hat.

Möglich wär es allemal. Zuletzt etwa mit miklleitnern oder – je nach Gusto – auch mit landbauern in der Bedeutung, etwas, was man vorher vehement ausgeschlossen hat, dann doch zu machen. Oder doskozilen im Sinne davon, sich nach langem öffentlichen Zögern aus der Deckung zu wagen. Wenn jemand polaschekt, könnte das bedeuten, dass man sich etwas, was schon längst gelöst sein sollte, sehr genau anschauen will. Und jemand, der sich in seiner eigenen Schachtelsatzhölle verläuft, hat sich wohl verkoglert. Manche Namen eignen sich freilich weniger dafür, denn putinen als Verb für ein Nachbarland überfallen klingt ein wenig unbeholfen. Und wichtig: Es darf auch kein Namenswitz sein – nehammern oder rauchen fällt damit zum Beispiel weg. Gar nicht so einfach, also. Ich glaub, da schlumpfe ich lieber noch eine Nacht drüber . . .

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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