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Ist der Schulausflug schon unleistbarer Luxus?

Sport- und Sprachwochen sind gut für die Klassengemeinschaft. Für viele Familien werden sie allmählich zu teuer.
Sport- und Sprachwochen sind gut für die Klassengemeinschaft. Für viele Familien werden sie allmählich zu teuer. Getty Images
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Wintersportwoche, Sprachaufenthalt und Projekttage kosten Geld. Immer mehr Familien haben Probleme, sie zu finanzieren. Für bedürftige Familien gibt es eine Vielzahl an Hilfen. Ein Überblick über den Beihilfen-Dschungel.

Wien. In Zeiten der Teuerung können mehrtägige Schulveranstaltungen das ohnehin geschrumpfte Haushaltsbudget enorm belasten. Skikurs, Sommersportwoche oder Sprachaufenthalt im Ausland: die Kosten schlagen - wie etwa bei der Nachhilfe - schnell mit mehreren Hundert Euro pro Kind zu Buche. Unterstützungen gibt es viele, ein Überblick ist aber oft schwer, weil Bund und Länder unterschiedliche Förderungen ausbezahlen.

Ganz generell gilt: Bedürftigen Familien zahlt der Bund eine Schülerbeihilfe. Sie beträgt 1520 Euro pro Jahr. Zusätzlich gibt es eine Heimbeihilfe für Schulstandorte mit Unterbringung bzw. Internat (jährlich 1856 Euro). Für Fahrtkosten kann eine Beihilfe von 142 Euro pro Jahr beantragt werden. Insgesamt betragen die möglichen Zuschüsse damit bis zu 3518 Euro pro Jahr. Voraussetzung für jede der drei Beihilfen ist die Bedürftigkeit der Familie, sprich Einkommen, Familienstand und Familiengröße. Beantragt werden können sie über die Schulen und über den Online-Ratgeber Schülerbeihilfe (ratgeber.schuelerbeihilfe.at).

Skikurs als Auslaufmodell?

Doch auch finanziell besser situierte Familien schmerzt aktuell jede zusätzliche Ausgabe, weshalb immer mehr Jugendliche von mehrtägigen Schulveranstaltungen abgemeldet werden. Das betrifft vor allem die traditionelle Wintersportwoche. Der Bundesverband der Elternvereine an mittleren und höheren Schulen (BEV) berichtete zuletzt von gehäuften Anfragen von Eltern, die sich darum drehten, ob sie eine Teilnahme am Schulskikurs verweigern können. Tatsächlich hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die einen Schulskikurs absolvieren, seit den 1990er-Jahren mehr als halbiert: Vor 25 Jahren waren es noch rund 260.000 Schülerinnen und Schüler. Heute sind es um die 120.000.

Der Rückgang aber ist nicht nur der Teuerung geschuldet. Sie hat mit gesellschaftlichen Veränderungen und der damit einhergehenden geringeren Bedeutung des Skisports zu tun. Der Klimawandel kommt erschwerend hinzu, der sich auch in diesem schneearmen Winter deutlich zeigt.

Die Politik will dem Rückgang entgegentreten, den die FPÖ gar als „Identitätsverlust“ bezeichnet. Wirtschaftspolitisch hat er jedenfalls Auswirkungen. Denn die früher fix eingeplanten Übernachtungen der Schulen aus dem Osten fehlen nun den Winter-Tourismusregionen im Westen.

Ein Grund, weshalb die schulische Sportwoche im türkis-grünen Regierungsprogramm nicht bei der Bildung, sondern im Tourismuskapitel erwähnt wird. Vier Sporttage für Volksschulen sind als Ziel ausgegeben. Einer von zwei längeren Ausflügen in der Unter- und Oberstufe soll zudem fix eine Wintersportwoche sein. Ebenfalls soll die Abwicklung von Unterstützungsleistungen erleichtert werden, damit mehr Eltern ihre Kinder wieder zum Schulskikurs anmelden.

Das Regierungsprogramm stammt wohlgemerkt aus dem Jahr 2019. Nach den Unterbrechungen der Coronajahre und in der aktuellen Teuerungsphase hat sich die Frage, ob mehrtägige Schulausflüge für Familien leistbar sind, noch weiter verschärft, umso mehr, wenn man sich die Preise für Ausrüstung, Unterbringung und Skitickets ansieht.
Drei Beispiele: In der heurigen Hauptsaison kostet in Saalbach (Salzburg) der Tagespass für Erwachsene 66 Euro. Für Jugendliche (Jahrgang 2004 bis 2006) sind es 49,50 Euro, Kinder (2007 bis 2016) zahlen 33 Euro. In Hinterstoder in Oberösterreich zahlen Erwachsene 55 Euro, Jugendliche und Studierende 44 Euro, Kinder 25 Euro. Im steirischen Schladming wird es im Vergleich der drei Regionen am teuersten: Erwachsene zahlen 68 Euro, Jugendliche 51 Euro und Kinder 34,50 Euro. Ermäßigungen gibt es für Online-Frühbuchungen.

Die vom Bund angebotene finanzielle Unterstützung für mehrtägige Schulveranstaltungen soll die hohen Kosten abfedern. Voraussetzung ist, wie bei den anfangs erwähnten Beihilfen, die Bedürftigkeit. Die Formulare liegen in den Schulen auf und sind online über die Website des Bildungsministeriums abrufbar. Eingebracht werden die Anträge bei der zuständigen Bildungsdirektion. Bis zu 242 Euro werden dafür ausbezahlt.

Länder fördern zusätzlich

Für die vielen Verwerfungen der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung im April 2022 noch ein zusätzliches Paket geschnürt: Der Schulfonds sponsert 500 Euro pro Klasse für mehrtägige Reisen. Beantragt werden kann das Geld für das Sommersemester 2022 und das Wintersemester 2022/23, auch rückwirkend, auf der Website der Agentur für Bildung und Internationalisierung (oead.at/schulfonds). Die Bundesländer unterstützen die mehrtägigen Reisen noch zusätzlich.
Wien etwa zahlt an bedürftige Familien mit dortigem Hauptwohnsitz für eine Wintersportwoche 100 Euro, für eine Sommersportwoche 80 Euro und für eine Sport- oder Projektwoche 56 Euro. Der jeweilige Antrag kann bei der Schulleitung gestellt werden.

In Oberösterreich gibt es 50 Euro für zweitägige Veranstaltungen; 125 Euro für fünftägige Schulausflüge. Heuer wird der Betrag sogar in doppelter Höhe ausbezahlt. Darüber hinaus erhalten anspruchsberechtigte Familien 100 Euro für die Skiausrüstung im Rahmen eines mindestens viertägigen Schulskikurses. Der Antrag kann online (land-oberoesterreich.gv.at) gestellt werden.
Zusätzliche Unterstützungen gibt es auch in den anderen sieben Bundesländern.

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