Wien

Spuren des jüdischen Döbling

Milli Segal hat aus Archiven die Spuren des jüdischen Döbling zusammengetragen.
Milli Segal hat aus Archiven die Spuren des jüdischen Döbling zusammengetragen. Jana Madzigon
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Von Canetti bis Zuckerkandl: Döbling war ein lebendiges Zentrum jüdischen Lebens. PR-Beraterin Milli Segal hat eine kleine Ausstellung kuratiert.

Grinzinger Straße 70, eine charmante Eingangstür im Jugendstil und aus dunklem Holz. Eine Gedenktafel. Sie erinnert an ihn, an niemanden Geringeren als Albert Einstein, der hier während seiner Wien-Aufenthalte gewohnt hat, als Gast des Physikers Felix Ehrenhaft. Ebenfalls in der Nachbarschaft, Himmelstraße 30. Hier bewohnte das Ehepaar Elias und Veza Canetti das sogenannte Atelierhaus, die letzte Adresse vor ihrer Flucht aus Österreich. Wer Veza Canettis autobiografischen Roman „Die Schildkröten“ kennt, wird Spuren der Villa entdecken. Auf der anderen Seite von Döbling, genauer gesagt in der Döblinger Hauptstraße, wohnten ebenfalls bekannte Wiener jüdische Familien. Wertheimstein, Gomperz, Zuckerkandl. Die Liste ließe sich noch lang fortsetzen.

Der nordwestliche Bezirk Wiens war ein lebendiges Zentrum jüdischen Lebens, bevor dieses 1938 ein jähes, schmerzvolles und blutiges Ende fand. Milli Segal hat die Spuren des jüdischen Döbling zusammengetragen und eine kleine Ausstellung kuratiert, die noch bis zum 1. April im Erdgeschoß des Einkaufszentrums Q19 zu sehen ist. Die Umgebung mutet nur auf den ersten Blick ungewöhnlich an: Tatsächlich bleiben etliche Besucher des Q19 stehen, manche mit ihren Einkaufskörben, sie studieren bedächtig die Bilder und Dokumente, erkennen das eine oder andere Haus in ihrer Nachbarschaft. „Das jüdische Leben in Döbling vor 1938“ zeigt 80 alte und neue Bilder, sie erzählen von Egon Wellesz, Musikwissenschaftler, Biograf Gustav Mahlers, von Hugo Botstiber, Gründungsdirektor des Wiener Konzerthauses, und von Hedy Lamarr, Schauspielerin, Erfinderin.

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