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Banken in der Krise: Die Notenbanken greifen ein, doch die Börsen bleiben skeptisch

Auch die Bank of England ist an der Aktion der Notenbanken beteiligt.
Auch die Bank of England ist an der Aktion der Notenbanken beteiligt.(c) AFP
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EZB, die US-Notenbank Fed, die Bank of England, die Bank of Japan, die Schweizerische Nationalbank und die kanadische Zentralbank stärken in einer gemeinsamen Aktion die Liquiditätsversorgung. Die erhoffte Beruhigung der Finanzmärkte ist zunächst jedoch ausgeblieben.

Angesichts der Bankenturbulenzen greifen die großen Notenbanken ein. Die Bank of England, die Europäische Zentralbank (EZB), die US-Notenbank Fed, die Bank of Japan, die Schweizerische Nationalbank und die kanadische Zentralbank kündigten am Sonntag eine Aktion zur Stärkung der Liquiditätsversorgung via die bestehenden US-Dollar-Swapabkommen an. Bestehende Dollar-Geschäfte sollen schon ab Montag nicht mehr nur wöchentlich, sondern täglich durchgeführt werden.

Die Transaktionen haben eine Laufzeit von jeweils sieben Tagen und sollen bis mindestens Ende April stattfinden. Die Dollar-Geschäfte werden schon seit einiger Zeit durchgeführt und sollen sicherstellen, dass den Banken für wichtige, meist internationale Geschäfte nicht die Weltreservewährung Dollar ausgeht. Vor allem in Krisenzeiten ist dies wichtig.

Die derzeitigen Turbulenzen im Bankensektor gehen mit einem erhöhten Bedarf an Liquidität einher. In der vergangenen Woche haben die US-Banken eine Rekordsumme an kurzfristigen Krediten bei ihrer Notenbank Federal Reserve ausgeliehen. Die über das sogenannte Diskont-Fenster ausgeliehene Summe übertraf mit rund 153 Milliarden Dollar sogar den bisherigen Höchstwert aus der weltweiten Finanzkrise 2008.

Hinzu kamen unter anderem Gelder über das neue "Bank Term Funding Program", das nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) eingerichtet wurde.

Europas Banken-Aktien trotzdem auf Talfahrt

Die erhoffte Beruhigung der Finanzmärkte durch den Eingriff der Notenbanken und die Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse ist am Montag aber zunächst ausgeblieben. Die Furcht vor Ansteckungseffekten innerhalb der Finanzbranche drückte den europäische Banken-Index zur Eröffnung bis zu vier Prozent ins Minus. Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank rutschten zeitweise um 8,5 beziehungsweise 6,5 Prozent ab.

"Die nächsten Stunden werden uns zeigen, ob die Krise eingedämmt wurde", sagte Analystin Ipek Ozkardeskaya von der Swissquote Bank. "Theoretisch gibt es keinen Grund für eine Ausweitung der Krise, da das Beben bei der Credit Suisse durch eine Vertrauenskrise ausgelöst wurde, die die UBS nicht betrifft - eine Bank, die sich außerhalb der Turbulenzen befindet und darüber hinaus über reichlich Liquidität und Garantien der Schweizerische Nationalbank und der Regierung verfügt."

Die Aktien der Credit Suisse brachen in Zürich um weitere 64 Prozent auf ein Rekordtief von 0,67 Franken ein. Das ist der größte Kurssturz der Firmengeschichte. Die Titel der UBS gaben 13 Prozent nach, so stark wie zuletzt vor drei Jahren.

Auch Leitbörsen in Fernost schließen überwiegend mit Verlusten

Auch in Fernost bleibt man nervös. Die wichtigsten asiatischen Börsen haben am Montag überwiegend nachgegeben. Die jüngsten Maßnahmen konnten gegen die Ängste vor einer möglichen Bankenkrise nur wenig ausrichten. Allerdings hielten sich die Verluste in Grenzen, nachdem es bereits in der vergangenen Woche deutlich bergab gegangen war. Nun warten die Anlegerinnen und Anleger gespannt auf den am Mittwoch anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed.

Der japanische Nikkei-225 schloss am Montag 1,42 Prozent tiefer bei 26.945,67 Punkten. Ähnlich sah es beim australischen S&P-ASX-200 aus, der sich 1,38 Prozent im Minus mit 6898,50 Punkten aus dem Handel verabschiedete.

Für den Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungsregion Hongkong, wo auch ausländische Anlegerinnen und Anleger handeln dürfen, ging es zuletzt sogar um 2,56 Prozent auf 19.018,06 Punkte bergab. Die Stimmung für die Banken bleit weiterhin angeschlagen: Die in Hongkong notierten Aktien der Bank HSBC büßten über 6,5 Prozent ein.

Vergleichsweise gut behauptete sich indes der Shanghai-Composite. Er gab lediglich um 0,48 Prozent auf 3.234,91 Zähler nach.

(APA/red)

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