Kunst

Der Körper als Ware und Medium

Kaum eine lotete die Kunst mit dem Körper so radikal aus wie die französische Künstlerin Orlan.

Orlans Look und Erscheinung sind unverwechselbar: pralle bunt geschminkte Lippen, auffällige Haartracht, neuerdings leuchtend blau gefärbt, die Frisur ein Mix aus Pagenkopf und Irokese. Dazu als unübersehbares Signature-Element an den Schläfen zwei implantierte Pölsterchen, die meist silbrig geschminkt sind. Der Weg dahin – nämlich eine Serie von neun plastisch-chirurgischen Eingriffen, die als Bio-Live-Performances unter dem Titel „La Réincarnation de Sainte ORLAN“ teils öffentlich ausgestrahlt wurden – machte die französische Künstlerin weltberühmt.

Via Fotografie, Video und Satellitenübertragung lässt sie das Kunstpublikum zwischen 1990 und 1993 an ihrer schrittweisen Annäherung an ein durch und durch persönliches Schönheitsideal teilhaben – ein Ideal, das in deklariertem Widerspruch zu gängigen gesellschaftlichen Klischees und Vorgaben steht. Vom Knie über Rücken, Taille und Nacken bis zuletzt zum Gesicht lässt sie sich bei vollem Bewusstsein transformieren, nur lokalanästhetisch betäubt. Der OP ist zugleich Studio und Zuschauerraum.

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