Bankaktien

Dreht sich der Markt inmitten der Bankenkrise?

(c) IMAGO/Sipa USA (IMAGO/Anthony Behar)
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An den Aktienmärkte tritt Entspannung ein. Bisher herrschten starke Turbulenzen. Vor allem die Aktien der First Republic aus San Francisco mussten Federn lassen.

Nach dem Notverkauf der Schweizer Großbank Credit Suisse an die heimische Rivalin UBS sind die Anleger in Asien vorsichtig an die Aktienmärkte zurückgekehrt. Die Erleichterungsrally, wie sie die Experten der Commerzbank nennen, setzte sich nach robuster Wall Street in der Früh in Asien fort.

Die furiosen Vorgänge der letzten Tage lassen sich auch anhand der Entwicklungen an den Märkten nachzeichnen. Innerhalb der vergangenen Woche verlor der Bankenindex Stoxx Europe 600 rund zwölf Prozent an Wert. Die Kurse für zehnjährige Bundesanleihen stiegen, während ihre Rendite allerdings um knapp 16 Prozent fiel.

Erst waren in den USA zwei mittelgroße Banken kollabiert und verstaatlicht worden, dann traf das Misstrauen der Anleger eine Reihe kleinerer und mittelgroßer Finanzhäuser des Landes. Ein Domino-Effekt, der auch jenseits des Atlantiks angekommen ist.

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Krisengewinner hingegen sind Gold und Kryptowährungen. Ihr Nachteil als Anlageklasse ist, dass sie keine Zinsen abwerfen und deshalb vor allem dann attraktiv sind, wenn andere Optionen nicht mit hohen Zinsen punkten können. Doch jetzt scheint Krypto als Liquiditätshafen wieder an Attraktivität zu gewinnen, da viele Anleger ihr Geld aus den Bankaktien abziehen. Wenn Krypto als sicherer gilt als die Aktien der Banken, scheint am Markt etwas in Schieflage geraten zu sein.

Anleihen auf Null gesetzt

Zwar hat die Rettung des systemrelevanten Kreditgebers die Sorgen um die Stabilität des europäischen Finanzsystems vorerst zerstreut. Die Abschreibung der eigenkapitalähnlichen Anleihen (AT1) der Credit Suisse im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken auf Null sowie anhaltende Anzeichen von Schwierigkeiten bei kleineren Kreditgebern in den USA sorgten aber weiterhin für Unsicherheit. Hier werden inzwischen juristische Schritte geprüft, wie die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan mitteilte.

"Global gesehen sind wir meiner Meinung nach noch lange nicht über den Berg", sagte Brian Johnson, Bankenanalyst bei Jefferies in Sydney. Beim Kreditgeber First Republic aus San Francisco halbierte sich etwa der Aktienkurs am Montag aufgrund der Befürchtung, dass die jüngsten Einlagen größerer Banken in Höhe von 30 Milliarden Dollar nicht ausreichen würden, um die Stabilität zu sichern.

Spannung vor Fed-Entscheid

Weiter warten die Anleger mit Spannung, wie die US-Notenbank Fed am Mittwoch auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten reagiert. Laut der Commerzbank preist der Markt nicht einmal mehr einen Zinsschritt 25 Basispunkte voll ein, sondern sieht nur noch eine kleine Chance dafür.

Commerzbank-Expertin Antje Praefcke vergleicht den US-Zinsentscheid mit einem Griff in die Pralinenschachtel. "Meines Erinnerns nach gingen die Erwartungen vor einer Zinssitzung der Fed noch nie so weit auseinander, von 0 über 25 bis 50 Basispunkte", sagte die Expertin. Das sei auch nachvollziehbar, da die Probleme im Bankensektor ja von den USA ausgegangen seien.

Zwar kann laut Experten von einer Finanzkrise noch keine Rede sein, jedoch handelt es sich um eine ausgeprägte Vertrauenskrise zwischen Anleger und Banken. Da können Politiker und Aufseher noch so viel beschwichtigen. Banken tendierten dazu, Risiken auf die Seite der Gläubiger zu verlagern. Schon jetzt wird von Experten und Expertinnen eine Überarbeitung der Regularien angedacht. Hier müssten wohl die Eigenkapitalvorschriften weiter verschärft werden.

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