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Ernährungspyramide 2.0: Wie man klimafreundlich essen soll

Klimafreundliche Ernährung: Milchprodukte sollen deutlichi weniger werden
Klimafreundliche Ernährung: Milchprodukte sollen deutlichi weniger werdenClemens Fabry
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Unsere Ernährung schadet dem Klima. Eine neue Ernährungspyramide des WWF soll das ändern – unter anderem mit weniger Milch und Käse. Auch das Gesundheitsministerium arbeitet daran.

Das, was wir essen hat massive Auswirkungen aufs Klima: Ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen geht aufs Konto der Ernährung. Die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) hat deswegen für den WWF eine Ernährungspyramide erstellt, die gleichzeitig gesund und klimaschonend ist: mit deutlich weniger Fleisch – und auch viel weniger Milchprodukten als bisher.

Die Umweltschützer sind nicht die einzigen, die sich überlegen, wie man dem Klima beim Essen weniger schaden kann: Auch das Gesundheitsministerium – das die österreichische Ernährungspyramide entwickelt hat – ist dabei, seine Empfehlungen gesünder und gleichzeitig auch klimafreundlicher zu machen. Ergebnisse gibt es aber erst 2024.

Derzeit hat die Ernährungspyramide eine ausgewogene Ernährung für Gesundheit und Fitness im Fokus. Sie empfiehlt neben den täglichen fünf Portionen Obst und Gemüse sowie vier Portionen Getreide und Erdäpfeln unter anderem drei Portionen Milchprodukte pro Tag sowie pro Woche maximal drei Eier und drei Portionen mageres Fleisch.

Fleisch ist schlecht für Gesundheit und Umwelt

Tatsächlich liegt der Fleischkonsum in Österreich nochmal deutlich über dem, was für eine gesunde Ernährung empfohlen wird. „Österreich liebt sein Schnitzel“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Pegah Bayaty. Der Richtwert fürs Fleisch liegt pro Jahr und Kopf bei 21 Kilogramm – tatsächlich konsumiert wird fast drei Mal so viel: Im Schnitt ist jeder Österreicher knapp 60 Kilo pro Jahr.

Alleine für die Gesundheit sollte man daher schon deutlich weniger Fleisch essen – und fürs Klima nochmals deutlich weniger. Die Ernährungspyramide 2.0 empfiehlt pro Woche höchstens eine Portion fettarmes, weißes Fleisch, dazu ein bis zwei Eier und rotes Fleisch maximal alle zwei Wochen. Der Konsum von Milchprodukten sollte von drei Portionen auf eine täglich sinken.

Nachhaltige Ernährung mit mehr Getreide

Mehr essen sollte man demnach von Getreide und Erdäpfeln (fünf statt vier Portionen), außerdem proteinreiche Hülsenfrüchte sowie pflanzliche Öle, Nüsse und Samen. Da der Anbau von Kaffee, Tee und Kakao ebenfalls sehr ressourcenintensiv sei, soll der Konsum auf maximal eine bis zwei Tassen reduziert werden (bisher sind es drei). Bei Snacks gilt weiterhin: so wenig wie möglich.

„Unsere Empfehlung basiert auf der aktuellen Ernährungspyramide und wir haben an einigen wichtigen Stellschrauben gedreht, um die Auswirkungen auf Umwelt und Klima zu minimieren“, sagt Martin Bruckner von der WU. Ernährungswissenschaftler hatte man nur beratend im Team, demnach sei die Versorgung mit allen wichtigen Makronährstoffen gesichert.

60 Prozent weniger Treibhausgase

Gleichzeitig hat Bruckner untersucht, welche Auswirkungen die entsprechende Ernährungsform auf Klima und Umwelt hat: Demnach würde eine Ernährung nach der Ernährungspyramide 2.0 mehr als 60 Prozent weniger Treibhausgase generieren als die derzeitige durchschnittliche Ernährung – schon wenn man sich an die aktuelle Pyramide hielte, wäre es ein Drittel weniger.

Alles könne man dem Konsumenten freilich nicht umhängen. „Man kann mit konsumseitigen Maßnamen sehr viel erreichen“, sagt Bruckner. „Aber man sieht auch, dass es damit nicht möglich sein wird, die planetaren Belastungsgrenzen einzuhalten.“ Daher brauche es auch in anderen Bereichen Maßnahmen, etwa in der Lebensmittelproduktion.

Weniger Steuer auf Milchalternativen

Der WWF drängt daher auf die Reform der Ernährungspyramide, es soll auch ein verpflichtendes Fach Ernährungsbildung an Schulen geben. Beim Thema Lebensmittelabfall müsse Österreich sich verbindliche Ziele setzen, zudem fordert man die Senkung der Mehrwertsteuer auf unverarbeitete Lebensmittel, die Steuer für pflanzliche Milchalternativen soll von 20 auf zehn Prozent fallen.

Auch international haben sich Forscher schon länger Gedanken darüber gemacht, wie eine gesunde und gleichzeitig klimaschonende Ernährung aussehen kann: Die EAT-Lancet-Kommission hat 2019 ihre „Planetary Health Diet“ veröffentlicht, einen Ernährungsplan, der gleichermaßen die Gesundheit des Menschen wie die des Planeten schützt.

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