Trainerkarussell

Wenn sich Fußball-Trainer in Rage reden

APA/AFP/RONNY HARTMANN
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Es ist nicht lange her, da zogen österreichische Fußballlehrer aus, um Deutschland zu erobern. Übrig ist nur noch Oliver Glasner, doch beim Frankfurt-Coach wird ein Abgang immer wahrscheinlicher. Etwa nach England?

London/Wien. An die Wutrede von Antonio Conte reichte das Gesagte noch nicht ganz heran, dennoch teilte Oliver Glasner ordentlich in Richtung seines eigenen Vereins aus – jedenfalls ungewöhnlich für den besonnenen Oberösterreicher auf der Trainerbank von Eintracht Frankfurt. Und doch könnte Glasner nun ausgerechnet jenem Antonio Conte bei Tottenham Hotspur nachfolgen, der sich mit seiner Pressekonferenz wohl selbst abserviert hat. Der italienische Coach hatte harsche Kritik an den Spurs-Profis und am Premier-League-Klub geübt („Ich sehe viele negative Situationen und egoistische Spieler“). Tottenham hat in der Folge auch Kontakt mit Glasner aufgenommen.

Der Frankfurt-Coach, 48, ist der letzte Überbleibsel in einer Reihe von österreichischen Trainern, die in den vergangenen Jahren auszogen, um die deutsche Bundesliga zu erobern. Zur Erinnerung: Vor ihm mischten schon Peter Stöger (Köln, Dortmund), Ralph Hasenhüttl (Ingolstadt, Leipzig) und Adi Hütter (Frankfurt, Mönchengladbach) den deutschen Klubfußball auf, begleitet mit unzähligen Geschichten über die Renaissance der rot-weiß-roten Trainer-Kultur. Inzwischen vereint dieses Trio, dass es aktuell ganz ohne Trainerjob dasteht.

Glasner hat mit Frankfurt im Vorjahr die Europa League gewonnen, der erste Europacup-Sieg eines österreichischen Cheftrainers seit Ernst Happel. Doch nun stagniert die Eintracht, kein Sieg in sechs Spielen, in der Champions League von Napoli vorgeführt. Vor allem gelingt es der Glasner-Truppe nicht mehr, die Null zu halten. Der Europacup-Startplatz wackelt.

Im jüngsten Interview konnte sich Glasner auch Spitzen gegen Sportvorstand Markus Krösche, mit dem er Medienberichten zufolge im Clinch liegen soll, nicht mehr verkneifen. Dessen Kaderzusammenstellung machen Beobachter für die schwache Defensivleistung verantwortlich. Bezeichnend sagte Glasner nun zum Beginn der Länderspielpause: „Von der Offensive sind alle weg (bei den Nationalteams), in der Defensive sind alle da (im Verein).“ Eine weitere folgenschwere Aussage nach dem jüngsten 0:2 gegen Union Berlin: „Ich weiß nicht, wie man Qualität trainiert.“

Dass Glasner seinen Vertrag in Frankfurt verlängert, wird unwahrscheinlicher. Die Konkurrenz für den Tottenham-Job sind Mauricio Pochettino, Thomas Tuchel und Luis Enrique. So oder so bleibt Glasner Österreichs letzter Trainer-Export in einer Topliga.

(red.)

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