Wiener Ansichten

Georg-Coch-Platz 2 oder: Eine Bank – und Boni für alle!

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Kassenhalle mit Kaffee, Kuchen und Diskurs: zur Umnutzung von Otto Wagners Postsparkasse.

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Es geschieht ja nicht alle Tage, dass der Öffentlichkeit jedweder Zugang zu einer Top-Ten-Sehenswürdigkeit der Stadt verwehrt wird. Dergleichen widerfuhr allen, die Otto Wagners k. k. Postsparcassen-Amt besuchen wollten, nachdem sein finanzindustrieller Letztnutzer, die Bawag PSK, 2017 ausgezogen war. Ab da stand vor verschlossenen Toren, wer hoffte, jenes Schlüsselwerk der europäischen Moderne nicht nur von außen, sondern auch in seinem Inneren, namentlich seine berühmte Kassenhalle, kennenzulernen.
Was immer sich der neue Eigner, René Benkos Signa, vom Erwerb einer Liegenschaft erwartet haben mag, deren Nutzung wie wenige andere durch Auflagen des Denkmalschutzes eingeschränkt ist: Alle diesbezüglich Besorgten dürfen sich damit trösten, dass das Objekt der Investorenbegierde sich zumindest baurechtlich heute wieder in Händen befindet, denen man, was den seriösen Umgang mit einem Baudenkmal ersten Ranges betrifft, grundsätzlich Vertrauen entgegenbringen kann – der Bundesimmobiliengesellschaft, kurz BIG. Auf eine Laufzeit von 99 Jahren lautet der Vertrag mit Signa, der seit Herbst 2019 die BIG in die Lage versetzt, ihrerseits zu bestimmen, was am Georg-Coch-Platz 2 geschieht – und vor allem was nicht.
Mittlerweile haben honorige Mieter wie die Universität für angewandte Kunst oder Österreichs Akademie der Wissenschaften Logis gefunden in Otto Wagners „Tempel des Geldverkehrs“. Und so werden in der historischen Kassenhalle auch keine Finanztransaktionen mehr getätigt: Zum „Café Exchange“ verwandelt, wartet hier am Schalter statt abstrakt monetärer Werte konkret Nahrhaftes wie Melange und Kuchen, im Rahmen von Abendveranstaltungen fächerübergreifender Diskurs. Geschäfte mit garantiertem Gewinn – und Boni-Ausschüttungen für alle.

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