Ehrengrab

Abschied von Peter Weibel am Zentralfriedhof

Aufbahrung: Trauerfeier für Peter Weibel.
Aufbahrung: Trauerfeier für Peter Weibel.APA/Eva Manhart
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Dompfarrer Toni Faber leitete die Trauerfeier für den 78-jährig gestorbenen Künstler und Denker. Der Spruch auf der Parte stammte von Peter Weibel selbst: „Das Leben ist eine kurzfristige Tarnung des Todes.“ Viel Anteilnahme.

„Tot, tot, tot. Doch diesmal bin es ich. Hör die Formen des Dunklen.“ So endet „Alpharhythmen“, eines der beiden, ja: hypnotischen Stücke von Peter Weibels Band Hotel Morphila Orchestra, die bei seiner Trauerfeier erklangen. Auch der auf der Rückseite der Gedächtniskarte abgedruckte Satz stammte von Weibel selbst: „Das Leben ist eine kurzfristige Tarnung des Todes.“

Zahlreiche Trauergäste aus Kunst, Pop, Politik, Philosophie, Mathematik, Medienbranche und Gastgewerbe füllten die Dr. Karl-Lueger-Gedächtniskirche, in der Dompfarrer Toni Faber den am 1. März nach kurzer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorbenen Künstler, Museumsleiter, Popmusiker und Medientheoretiker nach römisch-katholischem Ritus einsegnete. Die Ansprache hielt Alfred Weidinger, wissenschaftlicher Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz, der Stadt, deren Kunstszene Weibel als künstlerischer Leiter des Computerkunstfestivals Ars Electronica stark geprägt hat. Ein Computer kam zu Wort, indem Weidinger einen von Chat GPT erstellten Kurznachruf verlas: So banal würde ein von Weibel geschultes Programm nie klingen. Weidinger selbst gedachte in Wehmut der legendären Redegeschwindigkeit Weibels und dessen letzter Pläne: Er wollte nach seiner Emeritierung als Leiter des Zentrums für Kunst und Medien in Karlsruhe nach Wien zurück – und mit seinen 120.000 Büchern in eine Bibliothek ziehen, mit bewohnbarem Aufzug in der Mitte, ohne Küche. „Wie gern hätten wir dich in deinem Turm besucht!“

Der Dompfarrer über das Café Korb

„In meines Vaters Haus gibt es viele Wohnungen“ heißt es in der Stelle aus dem Johannesevangelium, die Faber las. Wo Weibels Lebenswelt gewesen sei, fragte er danach in seiner Predigt – und erinnerte an die berühmte Aktion, in der Weibel von Valie Export an der Hundeleine durch die Stadt geführt wurde, und an das Café Korb, „wo man gut gespeist und gestärkt wird“. Wenn man wisse, wo dieses Kaffeehaus ist, könne man auch in einem Aufzug leben. Zur Korb- Besitzerin, seiner Lebenspartnerin Susanne Widl, habe Weibel seine letzten Worte gesprochen: „Liebe Sanni, guten Morgen.“

Olga Neuwirth las aus einem Text von Elfriede Jelinek, der in der Jugendstil-Kirche geisterhaft verhallte. Man verstand wenig, ein Wortspiel mit Zugrundegehen und auf den Grund gehen etwa und eine Klage gegen das Unbegreifliche, gegen das es keinen Widerspruch und keinen Einspruch gebe: „Ich will nicht, dass du gestorben bist, aber wer hört schon auf mich?“

Der lange Zug der Weggefährten begleitete Weibels Sarg dann zum Ehrengrab. Er liegt in einer Reihe nach Renate Holm, Christiane Hörbiger, Friedrich Cerha.

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