Erinnerung

Rock'n'Roll-Genies: "Wir fanden weiße Musik langweilig"

Sie schrieben den Elvis-Hit „Hound Dog“: Ö1 widmet Jerry Leiber und Mike Stoller, den Autoren vieler Rock'n'Roll-Klassiker, eine Sendung zum 90. Geburtstag.

Als 2021 die Debatte über kulturelle Aneignung aufflammte, diente vielen der Song „Hound Dog“ als Beispiel: Der junge weiße Mann Elvis Presley habe ihn sich angeeignet, hieß es, er habe ihn von der schwarzen Bluessängerin Big Mama Thornton übernommen und geglättet. Damit habe er die schwarze Kultur bestohlen, sagen manche gar. Eine Antwort lag nahe: „Hound Dog“ stammt auch nicht von Big Mama Thornton, sondern von zwei weißen, jüdischen Amerikanern, Jerry Leiber und Mike Stoller. Wie viele andere Rock'n'Roll-Klassiker, z. B. „Kansas City“, „Jailhouse Rock“, „Yakety Yak“, „King Creole“. Das Atout von Leiber & Stoller war ihr feiner Humor, der nie ironisch oder gar sarkastisch wurde, manchmal aber leicht melancholisch, wie im letzten Hit, den sie schrieben, dem von Stealers Wheel interpretierten „Stuck In The Middle With You“.

Texter Leiber ist 2011 im Alter von 79 Jahren gestorben, Komponist Stoller hat am 13. März seinen 90. Geburtstag gefeiert. Unter den Gratulanten war der Wiener Kulturjournalist Michael Freund. Stoller antwortete ihm mit einer Audiobotschaft, in der er daran erinnerte, dass seine Mutter vor dem Ersten Weltkrieg für ein paar Jahre zu Verwandten nach Wien geschickt worden war. Er selbst sei leider noch nie in Wien gewesen, aber das könne ja noch werden, er sei ja noch jung...

Für Ö1 gestalten Freund und Michael Kneihs ein dreistündiges Porträt von Leiber & Stoller. Darin kommt natürlich auch die eingangs geschilderte Debatte vor. Zu der Stoller klare Worte gefunden hat: „Wir fanden die weiße Musik, diese Schlager der Tin Pan Alley langweilig. Aber wir liebten die Musik der Schwarzen.“ Und „Hound Dog“? Da gefiel Stoller und ihm die Version von Big Mama Thornton besser als die von Elvis.

Im Radio: Ö1, 24. 3., 22 Uhr.

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