KI-Anwendungen

EU ringt um Regulierung Künstlicher Intelligenz

Programme mit Künstlicher Intelligenz sollen künftig nach ihrem Risiko in der Anwendung eingestuft werden. Noch in diesem Jahr soll das Gesetz verabschiedet werden.

Seit gut zwei Jahren arbeitet die Europäische Union an einer Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI). Mit dem Aufkommen sogenannter Generativer KI wie ChatGPT wurde der Prozess von der technischen Entwicklung allerdings teilweise überholt. Dadurch wird sich die Verabschiedung des Gesetzes wohl verzögern.

Grundsätzlich sollen KI-Anwendungen unterschiedlichen Risiko-Gruppen von "Minimal" über "Hoch" bis "Inakzeptabel" zugeordnet werden. Je nach Einstufung müssen die Anbieter bestimmte Sicherheits- und Transparenz-Anforderungen erfüllen. Nachfolgend einige weitere Fragen und Antworten zum "AI Act“.

Wen betrifft das Gesetz?

Das Gesetz ist weitreichend und gilt für alle, die ein Produkt oder eine Dienstleistung auf KI-Basis anbieten. Es deckt Anwendungen ab, die Inhalte, Vorhersagen und Empfehlungen liefern oder die Entscheidungsfindung der Nutzer beeinflussen. Dabei stehen nicht nur kommerzielle Angebote, sondern auch die Nutzung von KI im öffentlichen Sektor wie zum Beispiel bei der Strafverfolgung im Fokus. Der "AI Act" soll die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ergänzen.

Was wird als „hoch riskant“ eingestuft?

Vor allem KI-Programme, die bei kritischer Infrastruktur, der Strafverfolgung oder in der Bildung zum Einsatz kommen, gelten als "hoch riskant". Anders als "inakzeptable" Programme werden sie nicht verboten. Sie müssen aber hohe Auflagen erfüllen. In diese Gruppe fällt beispielsweise Software, die zur Überwachung eingesetzt wird oder Fotos und Videos täuschend echt manipulieren ("Deep Fake") kann. Anbieter werden daher voraussichtlich sämtliche Aktivitäten ihrer KI protokollieren und diese Daten den Behörden zur Prüfung zur Verfügung stellen müssen. Das ist mit hohen Kosten verbunden.

Was ist unter GPAIS zu verstehen?

GPAIS steht für General Purpose AI Systems. Diese Gesetzes-Kategorie wurde für die recht neue Generative KI geschaffen. Programme wie ChatGPT können unter anderem anhand weniger Stichworte komplette Texte oder Bilder erstellen und in unterschiedlichen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Derzeit diskutiert die Politik noch darüber, ob GPAIS als hoch riskant gewertet werden sollen und welche Konsequenzen dies für die Entwicklung von Produkten auf Basis dieser Technologie bedeuten würde. Der bisherige Gesetzentwurf liefert keine Richtlinien für Anforderungen, die Entwickler dieser Art von KI erfüllen müssen.

Was passiert bei Verstößen?

Bei einem Gesetzesverstoß drohen Strafen von bis zu 30 Millionen Euro oder sechs Prozent des weltweiten Gewinns - je nachdem, welcher Betrag höher ist. Im Falle des Software-Konzerns Microsoft, dessen Beteiligung OpenAI ChatGPT entwickelt hat, könnte sich dies auf mehr als zehn Milliarden Dollar summieren.

Die Softwarebranche erwartet zwar eine Verabschiedung noch in diesem Jahr. Es gibt aber keinen konkreten Zeitplan. Derzeit verhandelt das EU-Parlament noch über zahlreiche Details. Anschließend geht das Gesetz in den sogenannten Trilog mit der Kommission und den Mitgliedsstaaten. Nach einer Einigung hier wird es verabschiedet. Anschließend bleibt den Betroffenen eine Frist von etwa zwei Jahren, um sich an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen.

(APA/DPA)

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