Stahl

Voestalpine investiert 1,5 Milliarden Euro in Elektroöfen

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Der Aufsichtsrat der Linzer genehmigte eine Großinvestition in zwei Elektroöfen. Sie sollen schon 2027 in Betrieb gehen - und sich merkbar auf Österreichs Emissionen auswirken.

Keine Branche in Österreich verursacht größere Treibhausgasemissionen als die Stahl- und Eisenindustrie, und der größte heimische Player in dieser Industrie ist die Linzer Voestalpine. Das erklärt, weshalb Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch vom größten Klimaschutzprogramm Österreichs sprach, als er über die Investitionspläne der Voestalpine in die Erzeugung grünen Stahls berichtete. Der heimische Stahlerzeuger will klimaneutral werden und hat eine weitere Hürde auf dem Weg dorthin genommen. Am Dienstag gab der Aufsichtsrat der Linzer grünes Licht für Investitionen von insgesamt 1,5 Milliarden Euro an den Standorten Linz und Donawitz, am Mittwoch wurde die Öffentlichkeit darüber informiert.

„Der Aufsichtsrat hat sich intensiv mit dem vom Vorstand vorgelegten Dekarbonisierungsplan der Voestalpine auseinandergesetzt und diesen einstimmig und mit großer Überzeugung freigegeben. Mit dieser Investition werden wir die Stahlstandorte Linz und Donawitz, und damit auch die Zukunft unseres Konzerns, langfristig absichern“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende, Wolfgang Eder, in einer Aussendung.

2030 weitere Elektroöfen geplant

Konkret sollen im Zuge des Plans „Greentec Steel“ nun zwei Elektrolichtbogenöfen – je einer an den beiden genannten Standorten – bis 2027 in Betrieb gehen. Diese sollen mit Kohle betriebene Hochöfen ersetzen. Ab 2027 will man jährlich 2,5 Mio. Tonnen CO2-reduzierten Stahl in Österreich erzeugen, davon 1,6 Mio. Tonnen in Linz und den Rest in Donawitz. Um diesen Zeitplan einhalten zu können, müsse man noch heuer mit der Umsetzung beginnen, sagte Eibensteiner. Die Vorarbeiten seien bereits im Gange, Anlagen- und Lieferantenentscheidungen sollen noch heuer fallen, der Bau der Öfen nächstes Jahr beginnen.

Ab 2030 plant die Voestalpine eine weitere Ablöse von je einem Hochofen in Linz und Donawitz. Die Vorarbeiten dafür sind mit der genehmigten Investitionssumme bereits abgedeckt, die Kernaggregate jedoch noch genehmigungspflichtig.

Ruf nach staatlichen Förderungen

Zwar habe man, so Eibensteiner, bereits dafür vorgesorgt, dass ab 2027 auch genügend grüner Strom für die Herstellung grünen Stahls verfügbar sein wird, es gebe entsprechende Vereinbarungen mit Lieferanten. Doch sieht der Konzernchef auch die öffentliche Hand in der Pflicht, die Voestalpine bei ihren grünen Plänen zu unterstützen. Wichtige Voraussetzungen für die Dekarbonisierung seien die ausreichende Verfügbarkeit von grünem Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen sowie für den Beginn der Umsetzung die Klärung noch offener Förderfragen.

„Wir gehen davon aus, dass wir eine Förderung erhalten, rechnen aber damit, den Großteil selbst stemmen zu müssen“, sagte Eibensteiner am Mittwoch. Als mögliche Fördersumme erwartet der Manager einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Derzeit würden die Förderregeln ausgearbeitet, und die Voestalpine sei mit den Verantwortlichen in konstruktiven Gesprächen. In den nächsten Monaten sollte man Klarheit über die Fördergelder haben, sagte Eibensteiner. Bei der Beantragung von EU-Geldern ist der Konzern jedoch nach eigenen Angaben bereits zwei Mal abgeblitzt.

Österreichs Emissionen sinken

Bis 2050 will der Linzern Konzern klimaneutral wirtschaften. Eine tragende Rolle werde dabei grüner Wasserstoff spielen, wobei es hier noch offene technologische Fragen gebe, an denen man intensiv forsche.
Schon ab 2027 seien durch die beiden neuen Hochöfen Emissionseinsparungen von rund 30 Prozent möglich, betonte Eibensteiner. Das wiederum entspricht ungefähr fünf Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen Österreichs.

Zum Timing sagte Eibensteiner, dass man erwarte, dass es 2027 bereits einen Markt für grünen Stahl gebe. Die europäische Konkurrenz schlafe auch nicht und arbeite mit einem ähnlichen Zeithorizont an ihrer Dekarbonisierung. Der Konzernchef wollte keinen Einblick in die eigene Preisgestaltung geben, verriet aber, dass grüner Stahl teurer sein würde als herkömmlich produzierter Stahl.

Die nun genehmigte Investition ist größer als ursprünglich vom Konzern erwartet. Vor der Pandemie und bevor die Inflationsraten in die Höhe schnellten, wurde noch mit rund einer Mrd. Euro gerechnet. Die im Wiener Leitindex ATX gehandelten Aktien des Stahlerzeugers gaben am Mittwochvormittag nach. 

((luis/ag.))

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