Kunstlicht

Leopold Museum: Schräge Bilder retten weniger das Klima als die Museen

Im Gegensatz zu Theatern und Kinos sind Österreichs Museen Vorreiter bei Öko-Themen. Die Jungen wissen das hoffentlich zu schätzen.

Falls Sie auch zu den Menschen gehören, die in fremden Häusern Bilder geraderücken: Im Leopold-Museum dürfen Sie sich in Zurückhaltung üben. In der Dauerausstellung hat man 15 Gemälde absichtlich in Schräglage gebracht. Schieles „Häuser am Meer“ etwa oder Richard Gerstls wild wuchernden „Bauerngarten“. Wie steil diese ist, hängt von den „Ein paar Grad Celsius mehr“ (so der Titel des Projekts) ab, die den Bildern vom Climate Change Center Austria zugeteilt wurden. Den zwei Grad Erderwärmung bis 2050 etwa, die das Wasser von Seen kippen lassen könnten – in Ermangelung einer Klimt'schen Neusiedler-See-Ansicht musste also sein geliebter Attersee kippen, zumindest an der Museumswand. Für die Möglichkeit einer drastischen Venedig-Prognose darf man sich bei Malerin Marie Egner bedanken, deren kleines Lagunen-Motiv die bis 2100 erwarteten vier Prozent Erwärmung abkriegt, der endgültige Tod Venedigs.

„Ob diese Aktion etwas verändert?“, bezweifelte eine Besucherin auf Ö1. Aber: Hat es irgendetwas verändert, dass Klimaaktivisten voriges Jahr ausgerechnet die fragile historische Kunst vor den PR-Karren spannte? Außer teuren Sicherheitsmaßnahmen? Im Einzelfall des Leopold-Museums müsste man das zögerlich mit „Ja“ beantworten: Die (ohne Zynismus) nette Aktion ist wohl eine Reaktion auf die Klimt-Bild-Attacke der Letzten Generation. Mittlerweile sei man auch hier, erfährt man, im Finale zur Zertifizierung mit dem Österreichischen Umweltzeichen.
Wie viel dieses zur Weltrettung beiträgt, ist eine Frage. Dass diese Plakette, die etwa Bioprodukte in Gastrozonen oder präferiertes Bahnreisen bedingt, Teil eines Bewusstmachungsprozesses innerhalb des Kulturbetriebs ist, eine andere. Davon ist jedenfalls Bundestheater-Chef Christian Kircher überzeugt. Erst im Dezember habe man die Umweltzeichen-Kriterien für die Theater erstellt, berichtet er. Die Häuser arbeiten derzeit an der Zertifizierung. Auch Kinos werden bald nachziehen müssen, nur ein einziges hat bisher das Umweltzeichen. Dafür eine Menge Museen. Sie sind – dank MQ-Chefin Bettina Leidl, die das als Kunst-Haus-Wien-Leiterin vorantrieb – Pioniere auf dem Gebiet, und zwar weltweit. Auch inhaltlich bildet sich das ab, denkt man an die große Schau „Science Fiction(s)“ ab Dienstag im Weltmuseum, wo übrigens keine Aktivisten-Aktionen geplant sind.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.