Bilanz

OeNB schüttet erstmals seit Jahrzehnten kein Geld an den Bund aus

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Die Veranlagungsverluste der Oesterreichischen Notenbank in Höhe von 1,9 Milliarden Euro wurden durch Auflösung einer Risikorückstellung ausgeglichen. 2022 blieb also eine schwarze Null, der Bund geht erstmals seit langer Zeit leer aus.

Die Oesterreichische Notenbank (OeNB) hat im Geschäftsjahr 2022 Veranlagungsverluste in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro geschrieben. Grund waren die Auswirkungen der von der EZB im Sommer 2022 eingeläuteten Zinswende sowie die negativen Kursentwicklungen an den Märkten im Vorjahr. Dank Auflösung einer Risikorückstellung stand unterm Strich dennoch eine Schwarze Null. Für den Bund gibt es heuer keine Ausschüttung. Auch in den kommenden Jahren dürfte das so bleiben. Wann genau die Gewinnausschüttung zuletzt gestrichen wurde, war zunächst von der OeNB nicht zu erfahren. "Das liegt Jahrzehnte zurück", sagte ein Sprecher. 

Bereits im Jänner erklärte OeNB-Gouverneur Robert Holzmann, dass die Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) ausschlaggebend für die Geschäftsentwicklung 2022 gewesen sei. In Zuge dieser habe die OeNB nämlich in den vergangenen Jahren massiv Anleihen gekauft. Nun hätten diese Papiere aber geringe Zinserträge und im Zuge der Zinswende deutlich an Wert verloren.

"Verluste können entstehen, wenn aus den Einlagen der Geschäftsbanken bei einer Zentralbank höhere Zinsaufwendungen resultieren als Zinserträge aus den fix, aber aktuell niedriger verzinsten Vermögenswerten einer Zentralbank erwirtschaftet werden können," erklärt die OeNB in ihrer Aussendung vom Donnerstag den sogenannten Asset-Liability-Mismatch.

2022 ergab sich aus den Einlagen von Kreditinstituten ein Zinsaufwand von 429 Millionen Euro, während aus Wertpapieren für geldpolitische Zwecke lediglich ein Zinsertrag von 209 Millionen Euro erzielt werden konnte. In Folge schrieb die OeNB erstmals ein negatives Nettozinsergebnis von 289 Millionen Euro.

Neben dem Asset-Liability-Mismatch hatte aber auch das schwache Vorjahr an den Börsen auf der Eigenveranlagung der OeNB in Anleihen und Aktien gelastet. In Summe sei es im Vorjahr zu Abschreibungen auf Wertpapiere und Fremdwährungen in Höhe von 1,349 Milliarden Euro und zu realisierten Verlusten auf Wertpapierkursdifferenzen von 584 Millionen Euro gekommen. Diese Verluste konnten nur durch Auflösung einer Risikorückstellung in Höhe von 1,934 Milliarden Euro ausgeglichen werden.

Der Bund geht leer aus

Unterm Strich ergibt sich damit ein geschäftliches Ergebnis von Null. Der Bund geht daher heuer leer aus und bekommt keine Ausschüttung. Auch für die kommenden Jahre rechnet die OeNB mit schwächeren Geschäftsergebnissen und geht davon aus, dass dementsprechend keine Gewinnanteile an die Republik ausgeschüttet werden können. Für das Geschäftsjahr 2021 hatte die OeNB noch 57 Millionen Euro plus 24 Millionen Euro in Form von Körperschaftssteuer (KöSt) an den Bund abgetreten.

Wegen eines geringeren Volumens bei den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (Targeted longer-term refinancing operations - TLTRO III) ging 2022 die Bilanzsumme der Nationalbank erstmals seit 2014 wieder zurück. Sie reduzierte sich um fünf Prozent oder 14 Milliarden Euro auf 261 Milliarden Euro.

Die TLTRO III wurden von Herbst 2019 bis Dezember 2021 mit einer Laufzeit von drei Jahren angeboten und von den Banken in Österreich stark nachgefragt. Die ersten Tranchen wurden im Herbst 2022 fällig und es bestand die Möglichkeit von vorzeitigen Tilgungen, die teilweise genutzt wurde, schreibt die OeNB. Gleichzeitig kam es ab Herbst 2022 zu einem Rückgang der Einlagen von Kreditinstituten auf der Passivseite.

(Reuters/APA)

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