Wohnen

Die jahrelange Preisrallye bei Immobilien ist zu Ende

Erstmals seit 2016 gab es Ende 2022 einen Rückgang der Preise für Wohnimmobilien in Österreich.Imago Images
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Ende 2022 sind die Preise für Wohnimmobilien in Österreich erstmals seit 2016 im Vergleich zum Vorquartal gesunken, berichtet die Statistik Austria. Unterdessen kritisierte Wifo-Direktor Felbermayr die Nichteinigung der Regierung auf eine Mietpreisbremse recht deutlich.

Jahrelang kannten die Immobilienpreise in Österreich nur eine Richtung: aufwärts. Damit ist jetzt Schluss. Erstmals seit 2016 gab es zu Jahresende 2022 einen Rückgang der Preise für Häuser und Wohnungen, teilte die Statistik Austria am Donnerstag mit. Wohnimmobilien waren im vierten Quartal um 0,6 Prozent günstiger als im dritten Quartal. Im Gesamtjahr 2022 gab es noch einen Preisanstieg um 11,6 Prozent. Der war aber schon etwas schwächer als 2021. Da waren es 12,4 Prozent.

„Die schrittweise Erhöhung des EZB-Leitzinses und die Verteuerung der Kredite machen sich deutlich auf dem Immobilienmarkt bemerkbar“, kommentierte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas die Zahlen. Die Abschwächung der Preise für Wohnimmobilien zeigte sich im Jahresverlauf: In der ersten Jahreshälfte legten sie noch um 13,4 Prozent zu, im zweiten Halbjahr mit 9,9 Prozent bereits deutlich weniger.
Eine Analyse der vorläufigen Transaktionszahlen zeigt laut der Statistik Austria außerdem, dass es im Jahr 2022 um 14,4 Prozent weniger Wohnimmobilienkäufe gab als 2021. Besonders groß war der Rückgang mit 29 Prozent bei neuem Wohnraum. Die Zahl der Transaktionen von bestehendem Wohnraum sank um 12,2 Prozent.

Unterdessen setzte sich am Donnerstag die Diskussion über die bevorstehende Anhebung der Richtwertmieten um 8,6 Prozent fort. Die Regierung hatte sich, wie berichtet, nicht auf die von den Grünen gewünschte Mietpreisbremse geeinigt, sondern stattdessen auf eine Wohnkostenhilfe in Höhe von 250 Millionen Euro.

Kocher gegen Felbermayr

Das kritisierte Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr, denn damit werde erneut Geld mit der „Gießkanne“ ausgeschüttet. Diese Zahlungen würden unter anderem auch an Personen fließen, die gar keine höheren Mieten zu bestreiten hätten. „Die 250 Millionen Euro, die jetzt zusätzlich ausgegeben werden, hat der Staat nicht“, sagte Felbermayr im ORF-Radio. Auch werde die Maßnahme die Teuerung weiter anheizen, anstatt die „Inflationsanpassungsdynamik“ einzubremsen, sagte Felbermayr. Das Scheitern der Preisbremse sieht er als verpasste Chance.

Dem widersprach Martin Kocher, der als Ökonom das Institut für Höhere Studien leitete, bevor er Wirtschaftsminister wurde: Mit der Wohnkostenbeihilfe könne man „mehr Menschen helfen“ und „viel treffsicherer agieren“ als mit einer Änderung des Richtwertmietsatzes, sagte er am Donnerstag.

(red.)


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