Vor Rüstungsvertretern

"Ich will, dass Sie sich an die Worte des Generalissimus erinnern": Medwedjew zitiert Stalin

Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew
Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedjewvia REUTERS
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Zur Steigerung der heimischen Waffenproduktion greift Russlands früherer Präsident zu einer aufsehenerregenden Methode. Einen "direkten Konflikt" mit der Nato wolle man nicht, sagt er.

Mehr als ein Jahr nach Kriegsbeginn gegen die Ukraine hat Russlands Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew zur Steigerung der heimischen Waffenproduktion zu einer aufsehenerregenden Methode gegriffen: Vor Vertretern einer nationalen Rüstungskommission zitierte der 57-Jährige den Sowjetdiktator Josef Stalin (1879-1953), wie aus einem von mehreren Videos hervorgeht, die Medwedjew selbst am Donnerstagabend sowie Freitagvormittag in sozialen Netzwerken veröffentlichte.

Medwedjew gilt als glühender Verfechter des brutalen russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland. In dem Video ist zu hören, wie er - am Kopfende eines langen Tisches sitzend - aus einem Telegramm Stalins aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs vorliest, in dem dieser eine Fabrik in der Stadt Tscheljabinsk zur pünktlichen Produktion von Panzerteilen aufruft. "Sollte sich in ein paar Tagen herausstellen, dass Sie Ihre Pflicht gegenüber dem Vaterland verletzen, so werde ich damit beginnen, Sie wie Verbrecher zu zerschlagen", heißt es in dem Schreiben aus dem Jahr 1941 weiter. Anschließend sagt Medwedjew, der mittlerweile Vize-Chef des russischen Sicherheitsrats ist, in die Runde: "Kollegen, ich will, dass Sie mir zuhören und sich an die Worte des Generalissimus erinnern." Mehrere russische Medien berichteten anschließend über diesen ungewöhnlichen Auftritt.

„Planen keinen direkten Konflikt mit der Nato"

Später veröffentlichte Medwedjew auch Ausschnitte aus einem Interview mit russischen Journalisten. Darin behauptete er einmal mehr, Russland kämpfe eigentlich gar nicht gegen die Ukraine, sondern gegen die gesamte Nato. An einem "direkten Konflikt" mit der Nao sei Russland aber nicht interessiert, sondern vielmehr an einer Lösung der Ukraine-Krise durch Gespräche, wurde Medwedjew von der Agentur Interfax zitiert. Die russische Propaganda schiebt die Schuld an dem Krieg, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 selbst begonnen hat, immer wieder dem Westen zu.

Unterdessen wurden in der Ukraine innerhalb eines Tages mindestens neun Zivilisten bei russischen Angriffen getötet. Weitere 26 seien verletzt worden, teilte der Pressedienst des ukrainischen Militärs am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Betroffen von Angriffen waren demnach acht Gebiete des Landes, dabei insbesondere das östliche Donezker Gebiet. Behördenangaben zufolge wurden dort allein bei einem Angriff auf ein Obdachlosenheim in der Stadt Kostjantyniwka drei Menschen getötet und zwei weitere verletzt.

Die Ukraine wehrt seit mittlerweile 13 Monaten eine russische Invasion ab. Die Vereinten Nationen haben seitdem mehr als 8300 getötete Zivilisten registriert. Die Organisation geht aber aufgrund des fehlenden Zugangs zu den russisch besetzten Gebieten von in Wahrheit noch weitaus höheren Opferzahlen aus.

(APA/Reuters/dpa)

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