Unruhen

Frankreich verschiebt Besuch von König Charles wegen Pensionsreform

(Archivbild)
(Archivbild)APA/AFP/POOL/TOLGA AKMEN
  • Drucken

Wegen der Unruhen in Frankreich wurde der für Sonntag geplante Besuch des britischen Königs auf unbestimmte Zeit verschoben. Für Dienstag wurde ein neuer Protesttag gegen die Pensionsreform angekündigt.

Der Frankreich-Staatsbesuch des britischen Königs Charles III. ist kurzfristig verschoben worden. Dies teilte der Élysée-Palast in Paris am Freitag mit. Die Entscheidung sei nach einem Telefonat zwischen Charles und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron getroffen worden. Grund sei die Ankündigung eines erneuten Protesttages gegen die Pensionsreform am Dienstag. Ein neues Datum für den Besuch stehe noch nicht fest. Ab 29. März wird Charles in Deutschland erwartet.

Der Monarch sollte ursprünglich am Sonntag in Frankreich eintreffen. Es solle möglich sein, Charles unter den Bedingungen zu empfangen, die der freundschaftlichen Beziehung entsprächen, sagte der Élysée-Palast. Das wäre wohl nicht der Fall gewesen - für kommenden Dienstag haben die Gewerkschaften zu neuen landesweiten Streiks und Protesten aufgerufen. Zuvor hatte es in Frankreich Gerüchte gegeben, ein Teil des Besuchsprogramms könne wegen der anhaltenden Proteste angepasst werden.

König Charles wird Deutschland dennoch besuchen

Der Buckingham-Palast bestätigte, dass der Staatsbesuch von Charles und Königin Camilla in Frankreich verschoben wurde. Eine Begründung wurde nicht genannt. "Ihre Majestäten freuen sich sehr auf die Gelegenheit, Frankreich zu besuchen, sobald ein Datum gefunden ist", hieß es lediglich in der knappen Mitteilung. Der Staatsbesuch in Deutschland von Mittwoch bis Freitag nächster Woche findet dagegen wie geplant statt. Dies verlautete am Freitag aus dem Bundespräsidialamt in Berlin.

In Frankreich hat sich der Streit um die Pensionsreform seit einigen Tagen zugespitzt. Bei spontanen Protesten kommt es allabendlich zu Ausschreitungen und Gewalt. Am Donnerstag beteiligten sich laut Innenministerium mehr als eine Million Menschen an einem Streik- und Protesttag. Die Gewerkschaft CGT sprach von 3,5 Millionen Beteiligten. Züge und Flüge fielen aus, Öldepots wurden blockiert. Mehr als 450 Menschen wurden bei Ausschreitungen festgenommen, wie Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin am Freitag im Sender CNews sagte. Etwa 440 Polizisten und Gendarmen seien am Vortag und in der Nacht verletzt worden.

Macrons Regierung will drohendes Loch in Pensionskasse abwenden

Bereits seit Jahresanfang wird in Frankreich gegen die Pensionsreform demonstriert. Mit der Reform will die Mitte-Regierung ein drohendes Loch in der Pensionskasse abwenden. Das Pensionsantrittsalter soll schrittweise von 62 auf 64 Jahre ansteigen. Die Gewerkschaften halten das Projekt für ungerecht und brutal. Tatsächlich beginnt der Ruhestand im Schnitt später: Wer für eine volle Pension nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Pension ohne Abschlag - dies will die Regierung beibehalten, auch wenn die Zahl der nötigen Einzahljahre für eine volle Pension schneller steigen soll. Die monatliche Mindestpension will sie auf etwa 1.200 Euro hochsetzen.

Fünf Gründe für die Wut der Franzosen

Am Donnerstag legten Streiks und Demos Frankreich lahm. Präsident Macron hält trotz der Proteste an seiner Pensionsreform fest. Für die Eskalation gibt es mehrere Erklärungen. Eine Analyse.

>>> Zur Stellungnahme des Elysee-Palasts

(APA/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Keine freundliche Botschaft an Macron: Eine Puppe, die den Präsidenten darstellt, wird in Nizza auf Zuggleise gelegt.
Analyse

Fünf Gründe für die Wut der Franzosen

Am Donnerstag legten Streiks und Demos Frankreich lahm. Präsident Macron hält trotz der Proteste an seiner Pensionsreform fest. Für die Eskalation gibt es mehrere Erklärungen.
Pensionsreform

Mehr als 450 Festnahmen bei Pensionsprotesten in Frankreich

900 gelegte Feuer alleine in Paris, rund 440 verletzte Einsatzkräfte. In Frankreich kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Zuletzt gingen eine Million Menschen gegen die Pensionsreform auf die Straße.
Archivild vom Juni 2020 als der damalige Prinz Charles auf Emmanuel Macron in London traf.
Diplomatie

Kein roter Teppich für König Charles in Versailles?

Vor erster Auslandsvisite des britischen Königs in Frankreich hat London Sicherheitsbedenken.
Frankreich

Vor dem Generalstreik kann Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Volkszorn nicht zügeln

Der Präsident erläutert in TV-Interview die Notwendigkeit der Rentenreform. Er will neue Prioritäten setzen. Doch es brodelt weiter.
Müllberge in Paris. Im Kampf gegen die Pensionsreform der Regierung ist auch die Müllabfuhr in den Streik getreten.
Proteste

Umstrittene Pensionsreform in Frankreich: Präsident Macron manövriert sich in Sackgasse

Nach dem knapp gescheiterten Misstrauensvotum gegen die Regierung weitet sich der Widerstand gegen die Rentenreform aus. Am Mittwoch bricht der Präsident sein Schweigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.