Usability

Mehr als nur Webdesign

Ob Webshop oder Industrieroboter, beim User-Interface sollte immer der Mensch im Zentrum stehen.
Ob Webshop oder Industrieroboter, beim User-Interface sollte immer der Mensch im Zentrum stehen. FH Joanneum
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Die Mensch-Maschine-Interaktion intuitiv zu gestalten ist unter dem Label UX-Design nicht nur im Web, sondern etwa auch in der Industrie ein großes Thema. Neben dem Design geht es auch um Produktivität und Sicherheit.

Wie muss ein Onlineshop gestaltet sein, damit der User in wenigen Klicks einen Kauf abschließt? Wie konzipiert man das Cockpit eines Autos, damit der Fahrer den Autopiloten einschalten kann und gleichzeitig den Verkehr im Blick behält? Und welches Design braucht ein Assistenzsystem für Fluglotsin, damit sie intuitiv die richtigen Knöpfe drückt? Fragen, mit denen sich das Feld User Experience Design (UX-Design), übersetzt Nutzererfahrungsgestaltung, beschäftigt.

Heute begegnet man dem Begriff UX-Design besonders im Umfeld von Web- und App-Entwicklung. Schnell haben Inhaber von Onlineshops begriffen, dass eine gute Nutzererfahrung mit einem schnellen Kaufabschluss einhergeht. UX-Design umfasst aber weit mehr als nur Webgrafik. Ganz generell werden der Mensch und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt, wenn es darum geht, digitale Produkte wie Websites oder Apps, aber auch die Bedienung von Maschinen möglichst benutzerfreundlich zu gestalten.

Großes Thema für Sicherheit

UX-Design ist in der Industrie und im Flugwesen auch ein großes Sicherheitsthema. „Wir haben immer wieder Industrieunfälle, weil jemand den falschen Knopf gedrückt hat, in der Annahme, es sei der richtige“, erklärt die UX-Expertin und Psychologin Verena Seibert-Giller. Sie berät seit mehr als 30 Jahren Unternehmen im Bereich der User Experience und möchte den Begriff aus dem App- und Webdesign holen. „Das ist ein nettes Add-on, aber bei UX geht es darum, wie gut, sicher und fehlerfrei Benutzer einem Arbeitsablauf nachgehen können.“ Ein Arbeitstool, egal, ob Buchhaltungsprogramm oder Assistenzsystem für Fluglotsen, müsse so gestaltet sein, dass sich der Nutzer nicht auf die Interaktion mit dem System, sondern auf die Inhalte konzentrieren könne. Das spare den Unternehmen enorme Schulungskosten und optimiere Prozesse nachhaltig. Entsprechend steigt die Nachfrage nach einer guten UX. Seibert-Giller: „Kunden und Mitarbeiter fordern eine bessere UX, und auch die Unternehmen sehen, dass es nicht reicht, sich in der Gestaltung von Systemen nur zu bemühen.“

Nutzer miteinbeziehen

Damit wird UX zu einem immer stärker nachgefragten Berufsfeld, das Informatiker, Psychologen, Anthropologen und Webdesigner zusammenbringt. Dennoch kämpft das Berufsbild mit Missverständnissen: „Oftmals wird UX-Designer als moderner Begriff für Webdesigner benutzt“, sagt Seibert-Giller. Der Designaspekt sei jedoch nur ein Teil, bei UX gehe es vor allem darum, User Research zu betreiben und die Benutzer in die Entwicklung der Programme einzubeziehen. Der österreichische Dachverband der UX Professionals (UXPA) hat daher eine Akkreditierung für UX-Designer ins Leben gerufen. „Mit der Akkreditierung wird sichergestellt, dass dieses neue Berufsfeld und die nötigen Kenntnisse auch standardisiert werden“, sagt Seibert-Giller. Das sei für Unternehmen wichtig, damit sie die richtigen Leute engagieren.

UX-Master in Wien und Graz

Auch die FH rüsten auf und bieten Masterprogramme zum Thema an. Seit 2016 kann man an der FH Technikum Wien den Masterlehrgang User Experience Management absolvieren, der die essenziellen Bereiche von UX abgedeckt: neben den gestalterischen und technischen Aspekten auch Psychologie und Physiologie sowie Management von UX-fokussierten Projekten. „Ein User Experience Manager prägt den gesamten Lebenszyklus von digitalen Produkten und Services. Dafür muss er wissen, wie der Mensch tickt und was er sich erwartet“, erklärt Lehrgangsleiter Benedikt Salzbrunn. Zudem brauche ein UX-Manager einen breiten Methodenkoffer aus User Research, Design-Know-how und Testing, um die Anwender mit ins Boot holen zu können.

Ab Herbst bietet auch die FH Joanneum Graz den berufsbegleitenden Master Strategic Experience Designer an. Um Unternehmen bei der Entwicklung von menschzentrierten Services und Produkten beraten zu können, lernen die Studierenden, das Design von Systemen aus unterschiedlichen Perspektiven zu analysieren, mit Methoden der UX mögliche Nutzungsprobleme zu bewältigen und neue Konzepte für userfreundliche Produkte zu erstellen.

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