Umweltnews

Robotermuskeln verrotten am Kompost und die Luft lädt Sauerstoff-Akkus auf

Die Umweltnews dieser Woche mit riesigem Donaulachs, durstigen Bäumen und Twitter-Milben

Der Greifer des Roboters verrottet nach Gebrauch

Forschungsteam entwickelt kompostierbare Robotermuskeln.

Sie bestehen aus Gelatine, Öl und Biokunststoffen, können dem Menschen zur Hand gehen, und verrotten, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Ein Team aus Österreich, Deutschland und den USA entwickelte nun einen biologisch abbaubaren Greifer, der mit kommerziellen Roboterarmen kompatibel ist (Science Advances).
An der Uni Linz befasst man sich seit Jahren mit Soft Robotics, also weichen Materialien, die ein elektrisches Signal in eine Bewegung umwandeln können. Das soll eine engere und sicherere Interaktion zwischen Mensch und Maschine ermöglichen. Künftig kann das Material am Ende seiner Lebenszeit gefahrlos entsorgt werden – und landet dann nicht auf der Mülldeponie, sondern im Kompost. (APA)

Strom liegt in der Luft: Hoffnung sind Sauerstoff-Akkus

TU Wien stellt Sauerstoff-Ionen-Batterien als Stromspeicher vor.

Wohin mit all dem Strom, wenn die Sonne die Fotovoltaik anfeuert und der Wind die Windräder dreht? Energiespeicher sind eine Schlüsseltechnologie für die Umstellung auf Erneuerbare, und derzeitige Lithium-Ionen-Akkus sind fehleranfällig.
Ein Team der TU Wien entwickelte eine Alternative für Stromspeicher, die statt Lithium Sauerstoff-Ionen nutzt (Advanced Energy Materials). Die Gruppe um Alexander Schmid hat Erfahrung mit keramischen Materialien für Brennstoffzellen und adaptierte die Technik für Stromspeicher. Das Ergebnis ist umweltschonend und klingt vielversprechend, weil sich Sauerstoff-Ionen-Akkus Nachschub an aufgebrauchten Ionen einfach aus der Luft holen können. (APA/vers)

Huch! Die Huchen stehen vor dem Aussterben

Der Huchen, auch Donaulachs genannt, ist ein Riese im Süßwasser: Die Fische werden bis zu 30 kg schwer, 1,3 Meter lang und sind früher in über 250 Flüssen in Bayern und Österreich vorgekommen. Ein Projekt der Boku Wien zeigt, dass Huchen vor dem Aussterben stehen: im Donauraum und damit auf der ganzen Welt. Hydrobiologe Stefan Schmutz betont, dass die großen Fische durch Wasserkraftwerke, Flussregulierungen, Klimawandel sowie durch Zunahme von Fischfressern wie Fischotter, Gänsesäger und Kormoran bedroht sind. Die Sonderausgabe von Österreichs Fischerei gibt Maßnahmen an, um Huchen und den restlichen Fischbestand zu retten: Aufnahme in den Schutzstatus, Wiederansiedlung, Sanierung freier Fließstrecken und Kontrolle der Fressfeinde.

Durst! Bäume leeren ihren Wasserspeicher bei Dürre

Bäume entleeren bei Trockenstress ihren inneren Speicher und leiten Wasser in äußere Stammbereiche. So stellen sie die Versorgung der Äste und Blätter sicher. Dies fand ein Team mit der Uni Innsbruck im Zuge des „Kranzberg-Roof-Experiments“ in Deutschland heraus. Seit 2010 wird in einem ehemaligen Wirtschaftswald bei München untersucht, wie Wälder mit (künstlich ausgelöstem) Trockenstress umgehen. Das Innere der Bäume wird u. a. mit elektrischer Widerstandstomografie sichtbar gemacht. Auch nach einem Jahr Wiederbewässerung sei es Fichten nicht gelungen, den inneren Speicher aufzufüllen. Buchen waren weniger beeinträchtigt. Die Ergebnisse wurden in Plant Biology und Tree Physiology publiziert.

Tschilp! Grazer entdeckte Milbenarten auf Twitter

Die Milbenart Ameronothrus retweet wurde an der Westküste Japans gesichtet.
Die Milbenart Ameronothrus retweet wurde an der Westküste Japans gesichtet.Yuito Obae

Ohne Social Media wären diese Milbenarten noch unentdeckt: Ameronothrus twitter und Ameronothrus retweet nannte Tobias Pfingstl (Uni Graz) die 0,5 Millimeter kleinen Hornmilben, deren Fotos er auf Twitter erspäht hatte. Mit Experten aus Japan identifizierte der Grazer die Milben, die in Gezeitenzonen an Küsten leben. Nun wurden die winzigen Spinnentiere von der belgischen LifeWatch in die Top-Ten-Neufunde von Meeresarten aufgenommen.

Schmilzt! Blockgletscher bergen auch Gefahren

Ein Blockgletscher schaut aus wie eine Schutthalde, ist aber hoch interessant: Denn solche Gletscher gehören zum Permafrost, sind Gemische aus Steinblöcken, Schutt und Eis und kriechen in Richtung Tal. Wird ein Blockgletscher durch Wärme instabil, geht er ab wie eine Hangrutschung. Gebirgsforschende um Lea Hartl von der ÖAW zeigen, dass diese Gefahr auch vom Tiroler Blockgletscher im Äußeren Hochebenkar ausgeht (Earth Surface Dynamics). An der „Destabilisierung“ ist nicht allein der Klimawandel schuld. Durch zyklische Veränderungen könnten diese Gletscher gar von selbst wieder stabil werden.

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