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Aktien tiefrot: Credit Suisse und UBS stehen wegen Russland-Sanktionen im Fokus der US-Justiz

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In den USA wird ermittelt, ob Banker der Schweizer Großbanken russische Oligarchen bei der Umgehung von Sanktionen geholfen haben. Die Papiere beider Banken notierten am Freitag deutlich im Minus.

Die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS sind informierten Kreisen zufolge in den Fokus von Russland-Untersuchungen der US-Justiz geraten. Im Fokus stehe die Frage, ob Banker russischen Oligarchen bei der Umgehung von Sanktionen geholfen haben.

Wie zu hören ist, wurde Mitarbeitern der beiden Schweizer Banken eine Reihe von Vorladungen zugestellt. Sie wurden den Angaben zufolge vor der Krise der Credit Suisse verschickt, die zur geplanten Übernahme durch die UBS führte. Auch Beschäftigte einiger großer US-Banken wurden vorgeladen, wie mit den Untersuchungen vertraute Personen berichten.

Das Justizministerium wolle herausfinden, welche Bankangestellten mit sanktionierten Kunden zu tun hatten und wie diese Kunden in den vergangenen Jahren in Bezug auf Sanktionen überprüft wurden, hieß es von einer der Personen. Die Bank und die Berater könnten dann Gegenstand weiterer Ermittlungen sein, um festzustellen, ob sie gegen Gesetze verstoßen haben.

Beide Banken lehnen Stellungnahmen ab - Aktien auf Talfahrt

Sowohl die Credit Suisse als auch die UBS lehnten Stellungnahmen ab. Beide fielen am Vormittag an der Börse in Zürich — Credit Suisse um 6,5 Prozent und UBS um 6,4 Prozent — und gehörten damit zu den Werten mit den größten Kursverlusten im „Bloomberg Europe Banks and Financial Services Index".

Bevor Moskaus Invasion in der Ukraine zu einer Ausweitung der Sanktionen führte, war die Credit Suisse für ihr Geschäft mit wohlhabenden Russen bekannt. Auf ihrem Höhepunkt verwaltete die Bank mehr als 60 Milliarden Dollar (55 Milliarden Euro) für russische Kunden. Das Segment brachte der Bank jährliche Erträge von 500 bis 600 Millionen Dollar.

Als die Credit Suisse im Mai letzten Jahres ihr Geschäft mit russischen Privatkunden einstellte, verwaltete sie für diese noch rund 33 Milliarden Dollar. Das war 50 Prozent mehr als bei der UBS, obwohl letztere über ein größeres Vermögensverwaltungsgeschäft verfügt. Die US-Ermittlungen könnten die UBS dazu veranlassen, die Kundenliste der Credit Suisse nach der Übernahme genauer unter die Lupe zu nehmen.

Zahlreiche Luxushäuser in den USA beschlagnahmt

Das Justizministerium in Washington hat im vergangenen Jahr die Task Force KleptoCapture ins Leben gerufen, um Sanktionen gegen reiche Russen durchzusetzen, die politische Verbündete von Präsident Wladimir Putin sind. Die US-Regierung hat seitdem eine Reihe von Jachten, Privatflugzeugen und Luxusimmobilien beschlagnahmt.

Im vergangenen Monat haben die USA Häuser in New York, Florida und den Hamptons beschlagnahmt, die dem sanktionierten Oligarchen Viktor Vekselberg gehören.

Eine Reihe von Personen wurde angeklagt, weil sie angeblich sanktionierten russischen Milliardären geholfen haben sollen, Vermögen zu verstecken. So wurde der britische Geschäftsmann Graham Bonham-Carter im Oktober wegen des Vorwurfs verhaftet, er habe Liegenschaften in den USA für den sanktionierten Milliardär Oleg Deripaska unterhalten.

Banken drohen Strafen in Milliardenhöhe

Banken können bei Verstößen gegen US-Sanktionen mit empfindlichen Strafen belegt werden. BNP Paribas zahlte 2014 fast neun Milliarden Dollar, nachdem die Bank sich schuldig bekannt hatte, Transaktionen für sanktionierte sudanesische, iranische und kubanische Unternehmen abgewickelt zu haben. Im Jahr 2019 zahlte Standard Chartered mehr als eine Milliarde Dollar, um Ermittlungen gegen einen ehemaligen Bankangestellten zu beenden, der sich schuldig bekannte, gegen Iran-Sanktionen der USA verstoßen zu haben.

Wegen potenzieller Rechtsrisiken im Zusammenhang mit der Übernahme der Credit Suisse hat sich die UBS auch eine Garantie der Schweizer Regierung erstritten, die mit bis zu neun Milliarden Franken für Verluste geradesteht, die der UBS entstehen könnten.

(Bloomberg)

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