Sparkling Science

Jugendliche helfen mit: Wir frieren einen Gletscher ein!

Am Gaisbergferner wurde auch 2022 der Rückgang sichtbar: Vorn ist die Markierung von 2015.
Am Gaisbergferner wurde auch 2022 der Rückgang sichtbar: Vorn ist die Markierung von 2015.Keller
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Forschende der Uni Innsbruck sichern den Zustand der Alpengletscher für die Zukunft. In der virtuellen Welt soll es jedem und jeder möglich sein, die Eismassen zu erleben. Wie war es früher, wie ist es heute? Viele Kinder beschreiben die Exkursionen als lebensverändernd.

Einen Gletscher einzufrieren – das wünschen sich viele für den Erhalt der Eismassen. Ein Sparkling-Science-Projekt der Uni Innsbruck geht diese Vision jetzt an. Mit der Hilfe von Jugendlichen sollen in „Freeze for Future“ die Gletscherwelten im heutigen Ist-Zustand festgehalten werden. Zwar nur virtuell, aber immerhin. Die Laser-Experten der Firma Laser Data GmbH, eines Spin-offs der Uni Innsbruck, sammeln durch Drohnenflüge die Bilder und Oberflächenprofile des Gaisbergferners in den Ötztaler Alpen. Zusätzlich hat das Forschungsteam um Lars Keller und Johann Stötter von den Instituten für Fachdidaktik und Geographie (Arbeitsgruppe Education and Communication for Sustainable Development) Zugriff auf Landesdaten aus der Vergangenheit.

Mit dem riesigen Datensatz der jetzigen und vergangenen Gletscherstände werden virtuelle Welten geschaffen, die zukünftigen Generationen den Klimawandel bewusst machen. Mit einer VR-Brille soll jeder und jede erleben können, wie schnell die Gletscherzungen zurückweichen, welche Mengen an Wasser aus dem Eis abfließen und welche Folgen der Gletscherschwund auf die Ökosysteme hat. „Die Basis für dieses Projekt steckt in der jahrelangen Erfahrung mit K.i.d.Z.21, einer Initiative, die bei Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für Klimawandelfragen fördert und die eigene Handlungsbereitschaft signifikant erhöht“, sagt Lars Keller, der seit zwölf Jahren als Bildungsexperte damit vertraut ist. K.i.d.Z.21 hat seine Homebase im Climate Change Centre Austria (CCCA) und erreicht seit 2011 Tausende Kinder und Jugendliche in ganz Österreich und darüber hinaus.

Für die, die nicht selbst hinwandern

Auch im aktuellen „Freeze for Future“-Projekt sind nicht nur österreichische Schulen von Wiener Neustadt bis Innsbruck dabei, sondern auch das Karl-von-Closen-Gymnasium in Eggenfelden, Deutschland. Nicht jedem Jugendlichen steht es offen, selbst zu – oder gar auf – einem Gletscher zu wandern, sei es durch körperliche Einschränkungen, sei es wegen anderer Hindernisse.

Daher ist die Entwicklung der virtuellen Gletscherwelten den Forschenden so ein Anliegen, um die beeindruckenden Erlebnisse bei den Eismassen an noch mehr Menschen zu vermitteln. „In den Rückmeldungen der K.i.d.Z.21-Lernmodule haben wir oft von Kindern und Erwachsenen gehört, dass erst beim eigenen Forschen auf dem und um den Gletscher das Phänomen Klimawandel in seiner Aktualität und Dimension so richtig verstanden worden ist: zum Teil prägend für ihr weiteres Leben“, erzählt Keller. Sei es am Hintereisferner, Gaisbergferner oder Rotmoosferner bei Obergurgl: „Solche Begehungen können wir nicht mehr lang machen. Die Gletscher ziehen sich so schnell zurück, dass sie bald nicht mehr gefahrenlos zugänglich sind“, so Keller.

Im aktuellen Projekt holen die Forschenden, auch auf Idee der LehrerInnen-Bildnerin Suzanne Kapelari, jetzt Jugendliche an Bord, um die Methoden zielgerecht zu entwerfen. Erfahrene Schülerinnen und Schüler werden jene begleiten, die erstmals einen Gletscher live und in echt erleben. Sie dokumentieren, welche Erlebnisse, Eindrücke oder Perspektiven den Thrill ausmachen und die Menschen im Innersten treffen.

Genau diese Erlebnisse aus den Alpen sollen im virtuellen Setting für die VR-Brillen umgesetzt werden: als echtes Lernerlebnis, nicht als Videospiel. „So versteht man den Klimawandel in der ganzen Dimension und hinterfragt seine eigene Rolle. Oft erreicht uns Feedback von Eltern, denen die Kinder nicht mehr erlauben, mit dem Flugzeug in den Urlaub zu reisen“, sagt Keller.

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