Theater

"Gott" in den Kammerspielen: Direktor Föttinger sprang in der Rolle des Sterbewilligen ein

Roland Ferrigato
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Julian Pölsler inszenierte „Gott“ von Ferdinand von Schirach: Ein Stück über Leben und Tod – mit Publikumsbeteiligung.

„Halten Sie es für richtig, dass ein gesunder Mensch ein Medikament bekommt, das ihn sterben lässt?“ Mit dieser Frage konfrontiert Ferdinand von Schirach in „Gott“ das Publikum – und zwar ganz direkt. Man hört nicht nur einem fiktiven Ethikrat bei einer Verhandlung über Sterbehilfe zu, sondern am Ende soll das Publikum über die Zukunft des alten, sterbewilligen Mannes abstimmen. Um zu einer Meinung zu kommen, hört es Ausführungen der Sachverständigen für Recht, Medizin und Religion. Das wird mangels Aktion in einem schlichten, arenaartigen Bühnenbild (Walter Vogelweider) mitunter langatmig. Vor allem, wenn die Abhandlungen von Alexander Strömer als Ärztevertreter und Paul Matić als Rechtssachverständiger zu stark Fachvorträgen ähneln.

Leben kommt in die Diskussion, als Robert Meyer als Bischof subtil seine Verzweiflung darüber zum Ausdruck bringt, welche weitreichenden Folgen eine Entscheidung auch für junge Menschen haben könnte: Würde nicht auch eine verzweifelte 31-Jährige nach der Medizin verlangen, obwohl sie noch viele Chancen auf eine Kehrtwende hätte? Und könnten nicht auch ältere Menschen unter Druck kommen, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, weil sie niemanden belasten wollen? Es wird immer klarer, dass es hier nicht rein um den eingangs einleuchtenden Wunsch des Einzelnen und um selbstbestimmtes Leben oder Sterben geht.

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