Jugendliche

Höflichkeit in ruppigen Zeiten

Thomas Schäfer-Elmayer bei einem seiner Kurse zu Etikette in der Wiener HTL Donaustadt.
Thomas Schäfer-Elmayer bei einem seiner Kurse zu Etikette in der Wiener HTL Donaustadt. Die Presse/Clemens Fabry
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Zwischen Galanterie und Bevormundung. Was sich Jugendliche denken und wie sie handeln.

Zu einer der Kontinuitäten unserer Menschheitsgeschichte gehört, dass die Älteren über das Benehmen der Jüngeren schimpfen. Zu respektlos, zu frech, „die Jugend achtet das Alter nicht mehr“, meißelten schon die alten Sumerer auf eine ihrer Tontafeln. Und später stellten die Babylonier nichts anderes fest, die „heutige Jugend“ sei nämlich „verdorben, böse, gottlos und faul“. Aristoteles hatte überhaupt keine Hoffnung in die nächstfolgende Generation („entsetzlich anzusehen“), Platon vor ihm erging es gleich. So scheint jede Generation damit aufzuwachsen, dass sie sich nicht zu benehmen weiß, und doch überleben Rücksicht und Respekt, Bitte und Danke, Gruß und Abschied. Das gute Benehmen bleibt und ändert sich doch den Zeiten entsprechend. So geht es auch der schwer in Verruf geratenen Galanterie. Doch dazu gleich mehr.

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Nun: Was ist denn gutes Benehmen? Das fragt Thomas Schäfer-Elmayer, Wiener Tanzlehrer, Trainer und Benimmkoryphäe, er fragt eine Gruppe von Schülern, die in der HTL Donaustadt vor ihm Platz genommen hat. Kurs: Businessetikette. „Respekt“, sagt ein Schüler. Es fallen weitere Stichwörter wie Pünktlichkeit, Körperhaltung, Manieren, Wertschätzung, Verlässlichkeit, Disziplin, Sprache. „Man sollte nicht im Dialekt reden“, sagt eine Schülerin. „Warum?“ „Weil Wienerisch nicht schön ist.“ So werden die Stichwörter kategorisiert und diskutiert, und dafür, dass auch unsere Jugend der Kontinuität zufolge völlig verkommen sein müsste, weiß sie viel, zeigt sich gewitzt und lernbegierig. „Ich denke schon“, sagt Niklas, 17, „dass Höflichkeit unter Schülern gegeben ist. Auch gegenüber den Lehrern.“ Freilich, es komme darauf an, wie gut man einander kenne, wie vertraut man miteinander sei. Und ob man mit Mädchen rede. „Wir achten schon darauf, dass wir höflich mit den Mitschülerinnen sind“, sagt Justin, 16.

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