Freitagnacht endete die Frist für mögliche Kandidaturen. 73 Bewerbungen sind eingegangen. Die SPÖ hat außerdem 9000 neue Mitglieder. Parteichefin Rendi-Wagner und Herausforderer Andreas Babler werben mit Videos für sich.
Die SPÖ-Mitgliederbefragung hat eine überraschende Wende genommen. Was ursprünglich als Duell zwischen Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner und dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil geplant war, erinnert mittlerweile an eine Breitensport-Veranstaltung. Nicht weniger als 73 Kandidaten haben sich bis zum Ablauf der Frist Freitag Mitternacht beworben.
Der Kampf um den SPÖ-Parteivorsitz hat den Sozialdemokraten außerdem eine Menge neuer Mitglieder gebracht. Bis 23.59 Uhr am Freitag musste man auch SPÖ-Mitglied sein, um mitstimmen zu können. 9000 neue Mitglieder kamen dazu. Damit werden bei der Befragung, die von 24. April bis 10. Mai stattfinden soll, etwa 147.000 Personen stimmberechtigt sein. Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht darin ein „starkes Zeichen“ und bedankte sich bei den Mitarbeitern, die die Mitgliedsanträge bis in die gestrigen Nachtstunden bearbeitet hätten.
Ob tatsächlich 73 Namen am Stimmzettel stehen werden, ist noch offen. Bis zu den Gremiensitzungen von Präsidium und Vorstand würde die Liste gesichtet. Wie die SPÖ weiter vorgeht, wird dann entschieden. Ob auch alle Interessierten zugelassen werden, ist damit offen. Oberösterreichs Landeschef Michael Lindner äußerte diesbezüglich in den "Oberösterreichischen Nachrichten" leise Skepsis: "Wir werden am Montag im Präsidium das Kandidatenfeld sichten und dann entscheiden, ob wir für eine tatsächliche Kandidatur auf dem Stimmzettel noch Hürden einbauen müssen." Diese könnten zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Unterschriften sein, die man sammeln muss, um ins Rennen zu gehen.
Unter den Bewerben dürften nur Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler überregional bekannt sein. Namen nannte die Partei nicht. Unter den Bewerbungen sind aber nur vier von Frauen.
Video von Rendi-Wagner: SPÖ "eine Partei der Zuversicht"
Rendi-Wagner hat sich in einem Video an die Mitglieder gewandt. Zum Klang melancholischer Klaviermusik wirbt sie für die eingeschlagene Vorgangsweise mit Mitgliederbefragung und Parteitag, damit "Debatten über uns selbst, die uns als Bewegung lähmen", endgültig beendet werden können. Die SPÖ sei "eine Partei der Zuversicht", weshalb sie die kommenden Wochen "auch als Chance" sehe.
Als Parteivorsitzende sei es ihr wichtig, "diese notwendigen Entscheidungen" rasch zu treffen, "damit die drängenden Lösungen und Themen, die wir für unser Land haben, wieder im Vordergrund stehen". Mit den jüngsten Beschlüssen werde sicher gestellt, dass es eine "demokratisch legitimierte Entscheidung" gebe.
In dem knapp eineinhalbminütigen Video, das Rendi-Wagner im Freien zeigt, nannte die Parteichefin die gegenwärtige Situation keine einfache für der Sozialdemokratie nahe stehende Menschen. Aber sie wisse auch, dass man diese Situation meistern werde. Rendi-Wagner beendete das Video mit einem "tief empfundenen" Freundschaft und Glück.
Frist für Kandidaturen ist vorüber
Das Rennen um den SPÖ-Vorsitz bleibt jedenfalls turbulent: Nachdem Babler sein Antreten im Rennen um die Parteiführung öffentlich gemacht hat, zog der Wiener Bezirksfunktionär Nikolaus Kowall seine Kandidatur zurück. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wandte sich indes gegen ein Comeback von Christian Kern. Vorerst im Keim erstickt wurde die versuchte Kandidatur des ehemaligen BZÖ-Politikers Gerald Grosz.
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Nach einer Vorstandssitzung am Montag soll über die Verfahrensrichtlinien abgestimmt werden soll. Die Fragestellung für die Mitgliederbefragung soll sinngemäß lauten, ob Rendi-Wagner Vorsitzende bleiben und Spitzenkandidatin bei der nächsten Nationalratswahl werden soll oder eben ein anderer Kandidat oder eine andere Kandidatin. Auch über diese Personen wird am Montag der Vorstand definitiv abstimmen.
Video auch von Babler: SPÖ die Würde zurückgeben
Auch der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler setzt auf ein Social Media-Video, das er in der Nacht veröffentlichte. Er will der Bewegung Stolz und Würde zurückgeben, wie er - ebenfalls im Freien mit eher ernster Miene und Musikuntermalung - meint: "Es ist die Chance einer Aufrichtung der Sozialdemokratie", wirbt der Stadtchef um Unterstützung und Einigkeit.
(red./APA)