Ein Platzproblem

Energiewende braucht Platz: Der neue Kampf um alten Boden

Die Viehzucht braucht Platz, um die Gülle auszuführen. Werden die Weiden knapp, müssen auch die Kühe weg. ⫻ AFP via Getty Images/Damien Meyer
Die Viehzucht braucht Platz, um die Gülle auszuführen. Werden die Weiden knapp, müssen auch die Kühe weg. ⫻ AFP via Getty Images/Damien MeyerAFP via Getty Images
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Einfamilienhaus und Shoppingcenter. Jede Minute werden 100 Quadratmeter Boden neu in Anspruch genommen. Jetzt gibt es neuen Zündstoff: Die Energiewende braucht Platz. Und Konflikte sind programmiert.

Auf einmal stand er mitten im Hof. „Ihr habt doch sowieso keine Landwirtschaft mehr, oder? Es stehen ja gar keine Maschinen mehr in der Scheune“, sagte der Unbekannte zur Tochter der Bauernfamilie. Er hätte da ein „lukratives Angebot“ für ihre Eltern. Ein typischer „Solarkeiler“, erzählen Nachbarn aus der steirischen Gemeinde Hofstätten an der Raab, nahe Gleisdorf. Und nicht der Erste, der sich hier im Raabtal seinen Weg zu den Grundbesitzern bahnt. Ihr Auftrag: Möglichst viele Felder und Äcker sichern, auf denen Investoren dann all die Freiflächensolarkraftwerke hinstellen können, die Österreich braucht, um die Energiewende zu schaffen.

„Die Keiler locken mit horrenden Pachtsummen“, sagt Bernd Brodtrager, ein junger Landwirt aus der Region der „Presse am Sonntag“. Seit das Land vorgelegt hat, in welchen Gebieten künftig Solaranlagen auf der grünen Wiese gebaut werden dürfen, ist hier der Teufel los. Denn mit Ökostrom lässt sich mehr verdienen als mit dem Anbau von Erdäpfeln oder Mais. So bieten die Investoren den Grundbesitzern zehn bis zwanzig Mal so viel Pacht für ihr Land, als sie bisher von den Landwirten erhalten haben. „Aber von den Großprojekten bleibt weder die Wertschöpfung noch der Strom in der Region“, ärgert sich Brodtrager. Dafür entstehe „enormer Druck auf alle Flächen“, da die Preise auch in der Umgebung nach oben gingen. Die Folge: Für viele Landwirte, die darauf angewiesen sind, Flächen zu pachten, um sinnvoll zu wirtschaften, wird es langsam eng.

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