Verkehrsstreik

Auch in Österreich wird der deutsche Großstreik massive Auswirkungen haben

In München wird der zweitgrößte deutsche Flughafen schon am Sonntag bestreikt.
In München wird der zweitgrößte deutsche Flughafen schon am Sonntag bestreikt. (c) Getty Images (Leonhard Simon)
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Der 24-stündige Warnstreik beginnt am Montag um 00.00 Uhr. Sowohl der Bahn- und Busverkehr als auch Flughäfen werden deutschlandweit lahmgelegt - das wird auch in Österreich spürbar sein.

Vor dem für Montag angekündigten Großstreik in Deutschland, von dem auch der Flug- und Bahnverkehr in Österreich und anderen Ländern massiv betroffen sein werden, droht die Gewerkschaft Verdi mit weiteren Maßnahmen. Man sei zu einem umfassenden Arbeitskampf in der Lage, wenn die Forderungen der Gewerkschaft nicht erfüllt würden, sagte Verdi-Chef Frank Werneke der "Bild am Sonntag". Einen unbefristeten Streik im öffentlichen Dienst wünsche sich niemand.

"Ich hoffe, die Arbeitgeber lassen es nicht so weit kommen", sagte der Gewerkschaftschef. Der gemeinsame Arbeitskampf mit der Eisenbahngewerkschaft EVG im Verkehr werde seine Wirkung nicht verfehlen. "Einen solchen Streik hat es seit 31 Jahren nicht gegeben", sagte Werneke. "Lieber ein Tag, an dem sich in Deutschland nichts bewegt, und dann ein für die Beschäftigten akzeptables Tarifergebnis als ein Scheitern und in der Folge wochenlange Auseinandersetzungen, von denen die Bevölkerung am Ende viel stärker betroffen ist."

Auch in Österreich wird der Streik massive Auswirkungen haben. So sind alle Zugverbindungen über das Deutsche Eck betroffen. Ein Pendelverkehr im Zweistundentakt wird eingerichtet. Fahrten können bis zu drei Stunden länger dauern. Züge von und nach Deutschland werden kurzgeführt oder fallen aus. Auch viele Flugverbindungen mit dem Nachbarland werden ausfallen. Schweizer Flughäfen und die Schweizer Bundesbahnen (SBB) haben unterdessen davon abgeraten, am Montag nach Deutschland zu reisen.

1.500 Verbindungen fallen aus

Der 24-stündige Warnstreik beginnt am Montag um 00.00 Uhr (MESZ). Sowohl der Bahn- und Busverkehr als auch Flughäfen sollen bundesweit zu großen Teilen lahmgelegt werden. Betroffen sind auch der Schiffsverkehr und Autobahnen sowie der öffentliche Personennahverkehr in mehreren Bundesländern. Die Gewerkschaften erhöhen den Druck bei den bisher erfolglosen Tarifgesprächen.

In München wird der zweitgrößte deutsche Flughafen schon heute (Sonntag) bestreikt, wie eine Verdi-Sprecherin sagte. Beschäftigte des Bodenpersonals, etwa von der Sicherheitskontrolle und der Gepäckabfertigung, hätten die Arbeit niedergelegt. Eine Airport-Sprecherin sagte, alle regulären Starts- und Landungen seien gestrichen, es gebe nur Ambulanz- und Notfallflüge. An beiden Tagen fallen damit alle ursprünglich geplanten gut 1.500 Verbindungen aus. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) bekräftigte die Kritik an dem für Montag geplanten Streik an fast allen deutschen Flughäfen. Betroffen seien 380.000 Reisende, darunter 260.000 Passagiere bei deutschen Airlines. "Für die Unternehmen ist der wirtschaftliche Schaden enorm", erklärte der BDL.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG schloss unterdessen weitere Warnstreiks während der bevorstehenden Osterferien aus. "Es wird über Ostern keine Streiks geben", sagte ein EVG-Sprecher. Ziel sei es, mit dem Arbeitskampf die Arbeitgeber zu treffen, nicht aber die Reisenden. Die Deutsche Bahn stellt den Fernverkehr am Montag komplett ein. "Auch im Regional- und S-Bahnverkehr von DB Regio werden ab Beginn des Streiks keine Züge fahren." Ob am Montagnachmittag im Regionalverkehr einzelne Verbindungen aufgenommen werden könnten, hänge vom Streikverlauf ab. Der Güterverkehr werde weitgehend zurückgehalten, "um nach dem Streik ein rasches Anfahren des Zugbetriebs zu ermöglichen." Reisende müssten ab Sonntagabend mit Beeinträchtigungen rechnen. Die Bahn nannte den Arbeitskampf überzogen, grundlos sowie unnötig und appellierte an die EVG, zügig weiterzuverhandeln.

Lkw-Fahrverbot aufgehoben

Die EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei 50 Bahn- und Busunternehmen, für die sie 12 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr will. Verdi verhandelt für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen, unter anderem auch für die Beschäftigten des Nahverkehrs und an Flughäfen. Die Gewerkschaft fordert 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro monatlich. Die nächste Verhandlungsrunde ist für Montag bis Mittwoch in Potsdam geplant. Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser hatte am Freitag gesagt: "Ich bin sicher, dass wir nächste Woche eine gute Einigung für die wertvolle Arbeit unserer Bediensteten im öffentlichen Dienst finden werden."

Mehrere deutsche Bundesländer haben das sonntags sonst geltende Lkw-Fahrverbot aufgehoben oder wollen auf Kontrollen verzichten.

(APA/Reuters/sda)

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