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Hält dieser Zug auch in Schasklappersdorf?

Eine Kuh steht auf einer Wiese und schaut in die Kamera.
Eine Kuh steht auf einer Wiese und schaut in die Kamera.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Vom Misthaufen bis zum Arsch der Welt – über humorvolle Bezeichnungen von Provinz.

Wie nennen Sie das, wenn ein Zug in jeder noch so kleinen Station hält? Der bleibt bei jedem Misthaufen stehen – das ist eine Variante. Diese Redewendung gibt es aber unter anderem auch mit Milchhütte oder mit Kuhdorf. Letzteres ist eine besonders gängige Bezeichnung eines Orts in der Provinz, gelegentlich hört man auch die noch schärfere Variante Kuhkaff. Nun sind Bezeichnungen für solche Orte keine Eigenart des Deutschen. Im Englischen etwa kennt man die one-horse town (Stadt mit nur einem Pferd) oder Podunk. Franzosen sprechen von Trifouillis-les-Oies (wortwörtlich übersetzt etwa „Herumkramen die Gänse“).

Im deutschsprachigen Raum gibt es je nach Region unterschiedlichste Spottnamen für kleine Orte ohne Bedeutung. Neben der Abwertung schwingt oft auch ein gewisser Wortwitz mit. So ist in Teilen Deutschlands etwa Posemuckel weit verbreitet, bezogen auf zwei tatsächlich existierende Orte im heutigen Polen, deren Name auf Polnisch – Podmokle – von „unter dem Sumpf“ abgeleitet wurde. Auch Buxtehude wird in diesem Zusammenhang verwendet – möglicherweise, weil das Märchen von Hase und Igel hier spielt. In Berlin wiederum ist jwd (auch pseudofranzösisch jottwedé ausgesprochen) als Akronym von „janz weit draußen“ im Umlauf. Im Süden Deutschlands und zum Teil auch in Österreich sind die fiktiven Ortsnamen Hintertupfing oder Hintertupfingen bekannt. Georg Danzer erfand für das Lied „San Sie ledig?“ einst Hinterkirchdorf am Frostaufbruch, weit verbreitet ist auch Schasklappersdorf, so wie auch Gigritzpatschen – angeblich von Gries bei Bozen abgeleitet, das nach dem Verlust Venetiens 1867 der von Wien am weitesten entfernte Provinzbahnhof war. Und dann ist da auch noch eine Beschreibung, die nur bedingt als fiktiver Ortsname durchgeht – am Arsch der Welt. Ob dort der Zug auch stehen bleibt?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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